Litwinenko starb nach Vergiftung

Exspion beschuldigte russische Führung

  • Axel Reiserer, London
  • Lesedauer: 2 Min.
Der frühere russische Geheimdienstmann Alexander Litwinenko (43) starb in der Nacht zum Freitag in einem Krankenhaus in London an den Folgen einer mysteriösen Vergiftung.
In seiner letzten Erklärung machte Litwinenko die russische Führung für seinen Tod verantwortlich: »Sie mögen damit Erfolg haben, einen Menschen zum Schweigen zu bringen, Herr Putin, aber () dieses Schweigen wird einen Preis haben. Sie haben sich als so barbarisch und grausam erwiesen, wie Ihre größten Feinde immer behauptet haben.« Der Kreml hatte zuvor bereits jede Verwicklung in den Fall dementiert und Litwinenko als »zu unbedeutend« für einen Mordanschlag bezeichnet. Ähnlich hatte Präsident Wladimir Putin im Oktober auf Fragen nach der Ermordung der Journalistin Anna Politkowskaja reagiert. Die Regimekritikerin sei in ihrer Heimat »völlig unbekannt« gewesen, meinte Putin damals. Litwinenko soll nach Angaben seiner Freunde Hintergründe der Ermordung Politkowskajas recherchiert haben, als er am 1. November nach einem Treffen mit zwei Russen und einem italienischen Gewährsmann auf rätselhafte Weise schwer erkrankte. Womit Litwinenko vergiftet wurde, war weiter unklar. War erst von Thallium und radioaktiven Substanzen die Rede, wurde beides zunächst von Experten in Abrede gestellt. Die Chemikerin Andrea Sella vom University College London, wo Litwinenko zuletzt behandelt wurde, sagte: »Wir suchen nach einer Substanz, von der wir nicht wissen, welche es ist.« Dagegen erklärte die britische Behörde für Gesundheitsschutz (HPA) unter Berufung auf die Ermittlungen von Scotland Yard, Litwinenko sei offenbar mit radioaktivem Material vergiftet worden. Ermittler hätten mehrere Stunden vor dessen Tod bei einer Analyse seines Urins »hohe Konzentrationen« der radioaktiven Substanz Polonium 210 entdeckt, sagte ein HPA-Experte. Zu Einzelheiten der Ermittlungen wegen des Verdachts auf einen Giftanschlag könne er sich als Gesundheitsschützer nicht äußern. Dies sei Sache der Polizei, die auch die genaue Todesursache festzustellen habe.
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