Siemens stockt BenQ-Hilfe auf Allianz-Konzern verkündet Schonfrist

Bei Versicherung Kündigungen erst ab 2010 / Finanzierung nach Handy-Pleite steht

Anhaltende massive Poteste der Belegschaften zeigen beim Elektrokonzern Siemens und dem Versicherungsunternehmen Allianz Wirkung. Nach zähen Verhandlungen mit der IG Metall stockt Siemens die Hilfen für die Beschäftigten des insolventen Handy-Herstellers BenQ Mobile auf. Die Allianz rudert beim geplanten Stellenabbau zurück.

München (Agenturen/ND). Siemens und die Gewerkschaft IG Metall teilten am Freitag in München mit, die Finanzierung der beiden Transfergesellschaften für die insgesamt rund 3000 von der BenQ-Pleite betroffenen Beschäftigten stehe. Über die bereits zugesagten Mittel für einen Hilfsfonds und für die Transfergesellschaften in Höhe von insgesamt 59 Millionen Euro würden weitere 12 Millionen Euro von einem Treuhänderkonto bereit gestellt, erklärte das Unternehmen. Angaben der IG Metall, wonach die Summe bis zu 180 Millionen Euro betragen könnte, wies der Konzern zurück, dazu seien derzeit keine seriösen Prognosen möglich. Siemens hatte seine ehemalige Handy-Sparte vor etwa einem Jahr an den taiwanesischen Elektrokonzern BenQ abgegeben. Die deutsche BenQ Mobile musste vor einigen Wochen Insolvenzantrag stellen, nachdem ihr die taiwanesische Mutter den Geldhahn zugedreht hatte. Nach Angaben des Unternehmens können die zusätzlichen Gelder von einem Treuhandkonto bei Bedarf für Qualifizierungs-, Weiterbildungs- und Vermittlungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Durch die Insolvenz der ehemals zu Siemens gehörenden BenQ Mobile hatten rund zwei Drittel der 3000 Beschäftigten ihre Jobs verloren. »Sollten ehemalige BenQ-Mobile-Mitarbeiter in den Beschäftigungsgesellschaften am 1. Januar 2008 noch ohne Arbeitsplatz sein, wird Siemens einen Weg finden, damit verbundene soziale Härten abzumildern«, erklärte Siemens-Personalvorstand Jürgen Radomski. Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften sollen bis zum 31. Dezember 2007 laufen, erklärte IG-Metall-Bezirkschef Werner Neugebauer. Alle Beschäftigten von BenQ Mobile und des ebenfalls insolventen Dienstleisters Inservio könnten in die Gesellschaften wechseln. Die Beschäftigten erhielten während dieser Zeit 80 Prozent (München) beziehungsweise 84 Prozent (Nordrhein-Westfalen) des letzten Nettomonatsentgeltes. Grundlage sei jeweils der Flächentarif. Weitere Vereinbarungen sähen unter anderem vor, dass Arbeitnehmer, die vorzeitig aus der Transfergesellschaft ausscheiden, beispielsweise weil sie neue Arbeitsplätze gefunden hätten, zusätzliches Geld erhielten. Die Höhe unterscheide sich je nach Standort. Am Freitag wurde weiterhin bekannt, dass der größte deutsche Versicherer Allianz, der trotz Rekordgewinnen massiv Stellen abbauen will, bis Ende 2009 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Wie der Konzern in München weiter erklärte, sollen die Standorte Köln, Dortmund und Frankfurt (Main) vorerst erhalten bleiben, ein Großteil der Stellen fällt jedoch weg. Konzernführung und Arbeitnehmer wollen nun bis Mitte Dezember die Details klären. »Erst dann wird klar sein, ob ein akzeptables Ergebnis vorliegt oder ob weitere Streiks erforderlich sein werden«, erklärte ver.di-Vorstand Uwe Foullong. Bisher hatte die Allianz den Kündigungsverzicht nur bis Ende kommenden Jahres zugesichert. Der Versicherer blieb jedoch auch jetzt dabei, auf anderem Wege bis Ende 2008 fast 8200 Stellen zu streichen, davon rund 5700 bei der Allianz und knapp 2500 bei der Tochter Dresdner Bank. Köln solle als Spezialstandort für die Autoversicherung erhalten bleiben, erklärte die Allianz. Von den derzeit 1300 Mitarbeitern würden langfristig jedoch mit 600 weniger als die Hälfte übrig bleiben. Dortmund erhält als Standort für das Krankenversicherungsgeschäft eine Schonfrist bis 2012. Von den derzeit 400 Beschäftigten sollen bis dahin jedoch nur 80 übrig bleiben, bevor das Geschäft ganz nach Bremen verlagert werde. In Frankfurt (Main), wo das Geschäft mit Lebensversicherungen für Firmenkunden ebenfalls bis 2012 von der Schließung verschont bleiben ...

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