Spaziergang durch 700 Jahre Geschichte

Restauriertes Museum Lichtenberg zeigt Dauerausstellung zum Wandel des Bezirkes

  • Hans-Jürgen Neßnau
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Nur »gute Resonanz« habe man bislang gehört, so Museumsleiterin Christine Steer. Nach mehrjähriger aufwendiger Sanierung des alten Stadthauses Rummelsburg an der Türrschmidtstraße in der Victoriastadt besitzt das Museum Lichtenberg seit kurzem mit einem verklinkerten und verglasten Gebäude einen sehenswerten neuen Standort. In den denkmalgerecht restaurierten Räumen dokumentiert eine Dauerausstellung über sieben Jahrhunderte höchst bewegter Geschichte des Bezirkes.
Mit über 450 Abbildungen auf Texttafeln, mit Modellen und Erstpräsentationen zeigt die Exposition den Wandel Lichtenbergs. Der Rundgang beginnt mit einem Exkurs durch die Geschichte der »Victoriastadt« - dem ältesten erhaltenen Kiez im Bezirk. Im nächsten Raum wird er mit Zeugnissen der Siedlungsgeschichte und Beschreibungen der mittelalterlichen Dörfer fortgesetzt. Der Besucher erfährt von der Befreiung der Bauern von der Gutsherrschaft. Im Laufe des 19. Jahrhunderts habe urbanes Wachstum immer mehr dörfliche Spuren getilgt.
Schwerpunkt im Nachbarraum ist das 20. Jahrhundert. Das unheilvolle Ausmaß des NS-Gewaltsystems nimmt in der Ausstellung einen breiten Raum ein - mit Biografien von Widerstandskämpfern und jüdischen Opfern, den Themen Zwangsarbeit und Zerstörung. Ergänzend zur Tafel »Als der Krieg zu Ende war« werden in einer Vitrine »Reste aus einem Splittergraben« gezeigt - Stiefelabsätze und Patronen. Daneben eine Volksgasmaske. Der Wiederaufbau und der Neubeginn nach 1945 wird dokumentiert. Schuhsohlen aus Sperrholz belegen ihn plastisch. Der eindrucksvolle »Spaziergang« endet in der früheren Remise. Hier sind Exponate aus Landwirtschaft, Handwerk und Industrie zu sehen. So eine Wurstfüllmaschine mit Handkurbel, ein Drehbutterfass, eine Registrierkasse von 1920 und eine Sattlernähmaschine von Franz Gröpler, ebenfalls von 1920, von einer alteingesessenen Schuhmacherfamilie aus Hohenschönhausen. Kohlestifte, hergestellt im VEB Elektrokohle, sind ausgestellt. Gleich daneben liegt ein Schlüsselbund. Letztmalig sei er für die Schließung des Werkes 1993 in Gebrauch gewesen, heißt es lapidar.
Christine Steer verweist auf »versteckte« Schubladen in zwei Regalen. Darin ein Foto mit zahlreichen Kindern, aufgenommen 1975 beim »Orankefest« am Orankesee. Schließlich wolle man die Besucher auch mit »nicht sofort zugänglichen Exponaten« überraschen. Sie sollen die Räume akribisch erkunden.

Museum Lichtenberg im Stadthaus, Türrschmidtstr. 24/25. Geöffnet Di.-F...

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