Im Nebel des Grauens

Schillers »Wallenstein« an Berlins Schaubühne, Regie: Michael Thalheimer

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Klugheit, die Welt zu sehen, wie sie ist, das macht irgendwann sehr müde. Wohl dem, der aus Müdigkeit wieder klug werden darf für die nächste Illusion, die am Leben hält. Ein neues Stück an Berlins Schaubühne.

Klugheit, die Welt zu sehen, wie sie ist, das macht irgendwann sehr müde. Wohl dem, der aus Müdigkeit wieder klug werden darf für die nächste Illusion, die am Leben hält. Die nächste Illusion? Manche sagen lieber Hoffnung. Oder Aufklärung. Oder Vernunft. Sag also Vernunft und dann aber - Trump. Sag Hoffnung und bedenk, während du dir deinen Arsch an der Sonne wärmst: Millionen sitzen gefesselt auf sehr heißen Kriegsherden. Labere Aufklärung - aber geh auch der Wahrheit nach, dass du nichts weißt; wir stolpern wirr durch Syrien, wir strampeln luftschnappend in hochschlagenden Flüchtlingswellen, wir sind im Hunger nach Gerechtigkeit die Sattesten, und in der Parteienlandschaft stehen wir wie Idioten, die Strategie spielen. Wir bleiben Halbwüchsige eines Geistes, der nach Übersicht japst. Wir nebeln uns ein mit falschen Gewissheiten.

Nebel. Hier ist er dicht, fast nässend schwül. Michael Thalheimers Inszenierung von Friedrich Schille...


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