Blinde Flecken

Simon Poelchau über das Manifest des »Panama Papers«-Whistleblowers

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Gesellschaften haben stets blinde Flecke, manche Sachen wollen sie nicht sehen. Es ist ein Abwehrmechanismus: Man selbst will sich als der Gute darstellen, nie als der Böse. Nun sind Gesellschaften keine monolithischen Blöcke, doch die Mechanismen, die in ihnen wirken, schaffen es eben, dass vieles im Verborgenen bleibt.

Der sich selbst John Doe nennende Whistleblower hat mit seinen »Panama Paper«-Leaks nun einen solchen Fleck sichtbar gemacht. Nämlich, dass die Reichen und Mächtigen keineswegs immer nur die Guten sind. Er hat die Verbindungen unzähliger Politiker und Prominenter zu Briefkastenfirmen ans grelle Licht der Öffentlichkeit gebracht. Vor allem aber zeigte er nun in seinem Manifest auf, wie solche Praktiken so lange im Geheimen bleiben konnten. Neben Politikern, die auf Spenden von Reichen angewiesen sind, und Behörden, die von gewählten Politikern kontrolliert und besetzt werden, waren es auch weite Teile der Medien, die wegen mangelnder Ressourcen oder - was viel schlimmer ist - wegen mangelndem Interesses ihrer Eigentümer, lange genug nicht nachgehakt haben.

All diese Instanzen bilden zumindest das öffentliche Bild der kapitalistischen Gesellschaften, die immer nur die Guten sein und von ihren blinden Flecken nichts wissen wollen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal