Bessere Bezahlung, echte Inklusion

Gewerkschaften fordern von den Parteien mehr Geld und Qualität für die Bildung

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Tarifvertrag für angestellte Lehrer, mehr Erzieher für die unter Dreijährigen, Inklusion von Geflüchteten - das fordern die Gewerkschaften GEW und ver.di zu den Abgeordnetenhauswahlen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schaltet sich in den Wahlkampf ums Abgeordnetenhaus ein. Nach der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat auch sie die dringlichsten Aufgaben in der Bildungspolitik zusammengetragen: Nach der Wahl sollen sich die regierenden Parteien für einen Tarifvertrag und eine bessere Bezahlung angestellter Lehrer einsetzen sowie für die inklusive Schule und die Integration von Geflüchteten ins Bildungssystem.

»Alle Arbeit ist gleich wert«, sagt Landesvorsitzender Tom Erdmann. Angestellte Lehrer sollen deshalb nicht nur einen Tarifvertrag und den gleichen Lohn wie verbeamtete Lehrer erhalten: Von Grundschule bis Gymnasium sollen die Pädagogen gleich bezahlt werden.

Die Gewerkschaft fordert jedoch nicht nur mehr Geld, sie will vor allem, dass sich die Qualität der Bildung verbessert. Besonders bei der inklusiven Schule sei hier noch viel zu tun: »Inklusion heißt nicht: behindert oder nicht-behindert«, sagt Erdmann. Gerade auch geflüchtete Kinder müssten besser integriert werden - die GEW fordert deshalb klare Strukturen und Regeln für den Übergang von Willkommens- in Regelklassen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte ihre Forderungen zur Wahl bereits im April veröffentlicht. Wie die GEW setzt sie sich für mehr Pädagogen in Kita und Hort ein. Die beiden Gewerkschaften forderten zuletzt gemeinsam mehr Geld für studentische Hilfskräfte - deren Lohn wurde seit 15 Jahren nicht erhöht, sie arbeiten heute unter einem Tarifvertrag von 1985.

Die Anliegen der beiden Gewerkschaften unterscheiden sich jedoch in einem wesentlichen Punkt: Während ver.di will, dass Kita und Hort kostenlos sind, sagt die GEW, diese Debatte gehe an den wahren Problemen vorbei: »Ich habe noch nicht gehört, dass Eltern ihr Kind nicht in die Kita schicken, weil es Gebühren gibt«, sagt Erdmann. Stattdessen seien sich GEW und Landeselternausschuss einig, das Geld besser in die Qualität zu investieren: »Der Senat wäre in der Verantwortung, mehr Erzieher einzustellen.«

Die SPD, die nach jüngsten Umfragen mit 27 Prozent gewählt werden würde und mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Regierung beteiligt wäre, stimmt in einigen Punkten mit den Forderungen überein. So will sich die Partei dafür einsetzen, dass Kita und Hort nichts mehr kosten. Außerdem sollen alle Kinder entweder einen Hortplatz bekommen oder auf eine gebundene Ganztagsschule gehen können.

In ihrem Forderungskatalog lobt die GEW die Fortschritte, die unter der Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) erzielt worden seien. So beschloss das Berliner Kitabündnis, mehr Erzieherinnen für die unter Dreijährigen einzustellen - bis 2018 soll eine Erzieherin nur noch fünf Kindern gegenüberstehen statt wie bisher sechs. Doch es gibt auch Frontstellungen. So kritisiert Erdmann, dass die SPD sich weigere, Erzieher als Mangelberuf anzuerkennen. Dies sei jedoch die Voraussetzung dafür, den Erzieherinnen und Erziehern eine Zulage zu ihrem Gehalt zu zahlen - um den Beruf attraktiver werden zu lassen und den Gehaltsunterschied zu Brandenburg auszugleichen. Zur Zeit bekomme eine Sozialpädagogin dort 400 Euro mehr als in Berlin. Das Problem, zu wenig Pädagogen zu haben, bekäme der Senat so nicht in den Griff: »Für eine Erzieherin ist es eine Leichtigkeit, sich in den Zug zu setzen und nach Oranienburg zu fahren«, sagt Erdmann.

Am Donnerstag ruft die GEW angestellte Lehrer zum Warnstreik auf, um ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen.

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