»Wortlos wie ein Schwimmer«

Der Briefwechsel zwischen den Dichtern Paul Celan und René Char dokumentiert eine Freundschaft unter Fremden

  • Stefan Ripplinger
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Ein Anführer der Résistance und ein Opfer des Holocaust, zwei der größten Dichter nach 1945, schreiben sich – und schreiben aufs Liebevollste aneinander vorbei. Genau das gibt ihren Briefen einen besonderen Reiz.

Ein Mann macht sich kleiner, als er ist: »Indem ich diese Zeilen an Sie richte, spüre ich die ganze ängstliche Hoffnung wieder, die meine raren Begegnungen mit der Dichtung beherrscht hat.« Der Angeschriebene reicht ihm die Hand: »Sie sind einer der wenigen Dichter, die zu treffen ich mir wünsche.«

So beginnt die Freundschaft zwischen Paul Celan und René Char und so bleibt sie bis zuletzt. Celan ist mehr ängstlich als hoffnungsvoll, traut seinen eigenen Worten nicht, bewundert die Sprachbeherrschung des anderen, macht aus der Not des Selbst- und Sprachzweifels aber auch eine Tugend: »Gerade aus dem Bewusstsein seiner Fragwürdigkeit lebt das Gedicht.« Char zeigt sich herzlich, offen, kollegial; ein ebenso nobler wie schlichter Mensch.

Als sich Celan, auf Vermittlung des Dichters Christoph Schwerin - Sohn eines der am Attentat vom 20. Juli 1944 Beteiligten -, an Char wendet, ist dieser bereits einigermaßen bekannt. Zunächst in ...


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