Wir sind die Roboter
Industrie 4.0: Die Arbeit der Zukunft liegt in Menschenhand
Berlin. Sie üben derzeit eine Tätigkeit als Bank- oder Postangestellter aus? Überlegen Sie sich besser schon mal eine Alternative. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass in 20 Jahren ein Roboter Ihre Arbeit erledigt, liegt bei 97 Prozent, glauben Wissenschaftler von der Oxford University und Deloitte. Auch Maurer und Callcenter-Mitarbeiter haben mit Werten von 82 und 75 Prozent nicht gerade rosige Aussichten. Sogar die Tätigkeit eines Busfahrers wird danach absehbar zu 61 Prozent digitalisiert. Dagegen ist etwa die Krankenpflege - trotz allen Nachrichten über Pflegeroboter - vorerst ein Beruf mit Zukunft: Sie bleibt zu 99 Prozent in Menschenhand.
»Wir stehen an der Schwelle zu einer Welt, in der sehr viel mehr technisch möglich ist als zuvor«, sagt die Soziologin Sabine Pfeiffer im nd-Interview. Studien, nach denen schon bald beinahe die Hälfte aller Arbeitsplätze wegfallen könnte, betrachtet sie dennoch skeptisch. Entscheidend für Unternehmen sei, ob sich die Automatisierung für sie rechnet.
Dringend notwendig ist für Pfeiffer die Debatte über die sogenannte Industrie 4.0. Wie die Arbeit der Zukunft gestaltet werden soll, »das können wir doch entscheiden, also Gesellschaft und Politik«. Nach der derzeit feststellbaren »unglaublichen Intensivierung der Arbeit« könne die zu erwartende Produktivitätssteigerung rein rechnerisch für eine deutliche Reduzierung der Arbeitszeit genutzt werden.
Die Entscheidung darüber liegt zu 100 Prozent in Menschenhand. Doch gerade Linke tun so, als hätten die Roboter schon übernommen: »Es ist doch sehr bemerkenswert, dass heute große Visionen von den Unternehmensberatungsfirmen kommen und nicht von linken Parteien oder Gewerkschaften oder anderen gesellschaftlichen Kräften«, sagt Pfeiffer. rst Seite 3
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.