Volkspartei wäscht Dänemark weiß

Rechtspopulisten bekommen Ärger wegen eines Werbeplakats

  • Bengt Arvidsson, Stockholm
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Werbeplakat »Unser Dänemark« der rechtspopulistischen Volkspartei hat einen Streit ausgelöst. Es zeigt nur weiße Dänen, obwohl im Land eine große südländisch aussehende Minderheit lebt.

Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei (DF) ist längst keine rassistische Randpartei mehr. Doch ein Streit lässt nun Risse im Bild einer wahren »Volkspartei« entstehen. Seit Wochen wird das Plakat »Unser Dänemark - es gibt so viel, um das wir uns kümmern müssen« hitzig debattiert. Denn unter diesem Werbespruch sind acht ausschließlich weiße Dänen und ein Hund zu sehen. Die Personen sollen drei Generationen Dänemark abbilden. Bei den Europawahlen 2014 wurde die DF mit 26,6 Prozent weit vor den Sozialdemokraten (19,1 Prozent) stärkste Kraft. Dies vor allem, weil sie durch ein gemäßigteres Auftreten immer mehr Wähler der Mitte anzieht.

Doch dieser Eindruck wird nun durch die Diskussion gefährdet. Zunächst wurde das Plakat lächerlich gemacht, weil man den Hund per Bildbearbeitung stümperhaft eingesetzt hat, was selbst die DF zugeben musste. Aber viele, vor allem auch Einwanderer, kritisierten zudem, dass auf dem Bild nur weiße Mitbürger zu sehen seien, obwohl zahlreiche Dänen südländisch aussehen. Die DF-Kampagne wasche das multikulturell geprägte Land weiß, so die Kritiker. Gegenkampagnen wurden gestartet, die unter dem gleichen Motto Menschen mit südländischem Aussehen und weiße Dänen samt dem obligatorischen Hund abbilden. Eine dieser Kampagnen stammt von dem sich nun im Internet großer Beliebtheit erfreuenden PR-Mann Alex Ferlini.

Er betont, selbst halbdänisch und halbitalienisch zu sein. Mit dem Plakat wolle er sich ganz nach dem Motto der DF »um etwas kümmern«. Und zwar darum, dass allen klar wird, dass »unser Dänemark« auch den Einwanderern gehöre. Der Streit wäre vermutlich abgeebbt. Doch der stramme DF-Veteran Sören Espersen goss Öl ins Feuer, als er Kritikern entgegnete: »Ich persönlich bin farbenblind, deshalb weiß ich nicht einmal, welche Farbe die Leute auf unserem Plakat haben. Wir hätten auch einen Neger mit reinnehmen können - und was? Was hätte das geändert?«, polterte der DF-Altgardist im Sender TV2.

Selbst die weiter von braunen Ausländerhassern gern gewählte DF hat ihren Mitgliedern die öffentliche Nutzung des Wortes »Neger« 2013 im Zuge mit ihrer Kampagne für Mittewähler verboten. Das gilt eigentlich auch für Espersen. Doch der stellt sich stur. »Nein ich werde mich nicht entschuldigen! Ich werde dieses Wort immer und immer wieder bei anderen Gelegenheiten benutzen. Es liegt tief in meinem Wortschatz. Ich bin ein alter Mann und dieses Wort ist ja sehr allumfassend«, sagte er.

Dann mischte sich seine Frau Yvette in den Streit ein. Sie wolle die Schöpfer der multikulturellen Gegenkampagne wegen Urheberrechtsverletzung verklagen. Die hatte für ihren Gegenentwurf die DF-Anzeige als Ausgangspunkt genutzt. »Die Schriftart in der Anzeige habe ich selbst gestaltet. Und sie wird in allen DF-Kampagnen genutzt. Laut dem Kopierschutzgesetz darf man sie nicht einfach stehlen«, sagte Yvette Espersen.

Doch auch die DF kupfert ab. Der Liedermacher Bjarne Jes Hansen hat eine Klage angekündigt, weil sie in ihrem Slogan den Satz »Es gibt so viel, um das wir uns kümmern müssen« aus einem seiner Lieder geklaut habe. Schon 2015 hatte eine Musikerin gegen die DF Urheberrechtsansprüche geltend gemacht, weil die angeblich ihren Liedtitel »Gebt uns Dänemark zurück« für die Wahlkampagne gestohlen habe. Der gemäßigte DF-Vorsitzende Kristian Thulesen Dahl versucht nun, die Wogen zu glätten, indem er die Multikultigegenkampagne als lustig und den Plakatstreit als Kennzeichen für ein verfrühtes Sommerloch bezeichnet.

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