LINKE fordert mehr Personal für Gemeinschaftsschulen

In Fürstenwalde kamen drei Schulleiter zur kontroversen Diskussion mit den Sozialisten zusammen

  • Sybille Gurack
  • Lesedauer: 4 Min.
Auf ihrer Gemeinschaftsschultour machte die Linksfraktion des Landtags auch Station in Müllrose und Fürstenwalde.

Die Grund- und Oberschule in Müllrose ist eins der 35 Schulzentren Brandenburgs, die bereits seit längerem gemeinsames Lernen praktizieren, ohne dass das Etikett »Gemeinschaftsschule« darauf steht. Kathrin Dannenberg, die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag, hat am vergangenen Donnerstag genau deswegen diese Schule besucht und war sichtlich begeistert: »Die inklusive Grundschule und die Oberschule haben gemeinsam so vielfältige Ansätze gefunden, um die Kinder zu fördern: Kooperative Lernformen, Lernen in Gruppen, Lehrer als Lernbegleiter. Das Klima stimmt da einfach«, lobt sie.

Vormittags Müllrose und am Nachmittag Fürstenwalde - das war bereits die dritte Station Dannenbergs auf der Gemeinschaftsschultour der Linksfraktion durch Brandenburg. Drei weitere Stationen soll es bis zur Sommerpause noch geben. In den Schulen sehen, wo es wie läuft, engagierte Schulleitungen bestärken, gucken, wo man helfen kann, und Verbündete finden, das ist es, was Kathrin Dannenberg möchte.

Wen sie gern als Mitstreiter an ihrer Seite hätte? »Leute von der Basis, Schulträger und -leiter, Lehrer, Eltern, Elternräte, der Städte- und Gemeindebund. Eben alle, die für die beste Schulform sind - die Gemeinschaftsschule.« Die Tour zeige schon jetzt: Wer sich mit dem Thema befasse, dem fehlten schon bald die Gegenargumente.

Die Ergebnisse alle Besuche und Gespräche werden der Landesregierung unterbreitet, die spätestens Ende des Sommers ein Konzept für den Ausbau von Schulzentren vorlegen soll. Das hatten SPD und LINKE Ende 2015 beschlossen. Zur Diskussion der neuen bildungspolitischen Ziele kamen im Rahmen der Tour drei Schulleiter ins Fürstenwalder Wahlkreisbüro des Landtagsabgeordneten Volkmar Schöneburg (LINKE): Detlef Olbrich, Schulleiter der Gerhard-Goßmann-Grundschule, Joachim Schenk, Leiter des Oberstufenzentrums »Palmnicken« und Markus Mollitor, kommissarischer Schulleiter des Bernhardinums. In der kleinen Runde fand ein intensiver Erfahrungsaustausch statt.

Mollitor berichtete, wie schon jetzt am Bernhardinum die drei Schulen am Campus zusammenarbeiten. Zum Beispiel können Schüler bis zur 9. Klassenstufe wechseln. Der größte Teil der Lehrer unterrichtet schulübergreifend. Mollitor sieht angesichts der steigenden Zahl der Schüler mit Förderbedarf die dringende Notwendigkeit, breiterer Fortbildungsangebote zu sozialpädagogischen Fragestellungen anzubieten. Bereits jetzt gebe es ein sehr gutes Miteinander mit dem OSZ »Palmnicken«. Dahin wechseln manche »Bernhardiner« nach der 10. Klasse, weil sie denken, dort ihr Abitur entspannter machen zu können.

Joachim Schenk vom OSZ berichtete, wie seine Schule mit 140 Lehrern und 3000 Schülern aus allen Nähten platze. Anfangs habe er schon beim Thema Gemeinschaftsschule gedacht, dass nun das Fahrrad ein zweites Mal erfunden werde. Denn in der DDR hätten schließlich auch alle als fester Klassenverband von der 1. bis zur 8. beziehungsweise 10. Klassen funktioniert. Dem widersprach Dannenberg: Damals wurde aussortiert. Schwache kamen auf die Hilfsschulen. Es gab keinen Förderunterricht. Oberstufenzentren sieht Dannenberg als wichtige Kooperationspartner der Schulzentren. »Wer ein OSZ in unmittelbarer Nähe hat, braucht keine eigene Abiturstufe aufbauen«, erläuterte sie.

Olbrich ist erst seit September 2015 in Fürstenwalde. Er ist ein glühender Verfechter der Gemeinschaftsschule. Allerdings sieht er keine fortführende Schule in der Nähe, die es praktisch möglich macht, eine Klasse der Grundschule gemeinschaftlich zu belassen. Das hält ihn nicht davon ab, mit den in seiner Schule zur Verfügung stehenden Mitteln nach neuen Wegen gemeinschaftlichen Lernens zu suchen. Das Pilotprojekt »Projektorientiertes Lernen« sei mit einer Klasse jetzt erfolgreich verlaufen. Medienkunde, modulhaft aufgebaut, im Teilungsunterricht fächergreifend vermittelt - all das sei jetzt ausgewertet und weiterentwickelt. Ab dem neuen Schuljahr, so Olbrich, werde nun in allen 4., 5. und 6. Klassen Medienkunde mit Tablet-PCs unterrichtet. Dass die Großmann-Schule eine Gemeinschaftsschule wird, das ist sein Traum. Olbrich wünscht regelmäßige Zusammenkünfte der Schulleiter zum Abgleich der Interessen.

Eine Forderung der Linkspartei für die Gemeinschaftsschulen ist, dass etwa 20 Schulzentren eine fünfjährige Pilotphase ermöglicht werden soll. Finanzminister Christian Görke (LINKE) stellt für die Einrichtung der Gemeinschaftsschulen rund 25 Millionen Euro zur Verfügung. Eingesetzt werden soll das Geld für Investitionen. Aber die LINKE will auch mehr Geld für Lehrer, Sozialarbeiterinnen, Inklusionspädagoginnen und eine wissenschaftliche Begleitung.

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