Henkels Wahlauftakt

Martin Kröger zum Großeinsatz der Polizei in der Rigaer Straße 94

  • Lesedauer: 2 Min.

Auf dem Hinterhof meines Wohnhauses stehen zahlreiche kaputte Fahrräder. Vor kurzem schickte die Hausverwaltung fristgemäß vor einer Entrümpelung einen Schriftsatz. In diesem wurde angekündigt, dass jeder Fahrradsattel ein Häubchen erhalten würde, sollte das Häubchen im genannten Zeitraum nicht entfernt werden, würden die Räder abgeholt. Für eine solche Entrümpelung 300 Polizisten aufzufahren, darauf wäre die Hausverwaltung nicht gekommen.

Anders sah es am Mittwoch in der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain aus. Zur Sicherung von angeblichen Bauarbeiten, die sich im Laufe des Tages als eine Teilräumung herausstellten, setzte die Behörde von Innensenator Frank Henkel (CDU) nicht weniger als 300 Beamte ein. Offenbar zog Henkel seinen Wahlkampfauftakt vor, nachdem seine Umfragewerte in den vergangenen Wochen weiter in den Keller trudelten und die CDU möglicherweise bei den Wahlen nur als vierte Kraft ins Abgeordnetenhaus einziehen wird. Was passt da besser, als wie im Frühjahr erneut die Law-and-Order-Karte zu spielen? Die Steuerzahler kostet diese eigenartige Form der Amtshilfe für eine dubiose Eigentümergesellschaft, die Flüchtlinge gegen Hausbewohner ausspielen will, wohl mindestens eine fünfstellige Summe.

Welche weiteren Folgen die Teilräumung haben wird, war am Mittwoch schwer abzuschätzen. Das linke Hausprojekt der Rigaer Straße 94 war in der Vergangenheit öfter Ziel von Großeinsätzen der Polizei. Dies führte danach immer zu Solidaritätsaktionen mit dem Projekt. Gut möglich, dass Frank Henkel eine solche Eskalation einkalkuliert hat, um seinen Wahlkampf zu befeuern.

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