Die Mühen des Bewusstseinswandels

Jahresveranstaltung der Stiftung Nord-Süd-Brücken widmete sich der umstrittenen Relevanz von Entwicklungspolitik

  • Jennifer Koppelin
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Entwicklungspolitik kommt trotz eines hohen moralischen Stellenwerts nur selten aus der Wohlfühlnische heraus. Das Warum war Thema der Jahresveranstaltung der Stiftung Nord-Süd-Brücken.

»Raus aus der Nische, rein in die Gesellschaft! Wie wird Entwicklungspolitik relevanter?« Unter dieser Fragestellung fand am 24. Juni die diesjährige Jahresveranstaltung der Stiftung Nord-Süd-Brücken. Gegen 15 Uhr füllte sich der Robert-Havemann-Saal des Hauses für Demokratie mit rund 80 VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen, FreundInnen und Verbündeten der Stiftung und weiteren interessierten Einzelpersonen.

Dr. Reinhard Hermle, Vorstandvorsitzender der Stiftung Nord-Süd-Brücken, machte bei seiner Begrüßung deutlich, dass für ihn selber nicht ganz klar sei, ob das Thema der Veranstaltung eher als eine Frage oder eine Feststellung zu verstehen ist. Stimmt es, dass die Entwicklungspolitik nicht in der Gesellschaft verankert ist? Ist sie nicht relevant genug oder ist sie sogar irrelevant geworden? Sind die Bemühungen der Entwicklungspolitik bisher ohne greifbare Erfolge?

Auch Prof. Dr. Theo Rauch erklärte bei seinem Vortrag zum Thema »Wie verändert sich Entwicklungspolitik unter den Herausforderungen der letzten Jahre und der aktuellen Entwicklungen?«, dass die Entwicklungspolitik gewiss reformiert werden müsse, aber dass diese Forderung schon so lange im Raum steht, wie er in ihr praktisch und theoretisch tätig ist. Allerdings resultiere aus den von der UN verabschiedeten Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 ein verstärktes Mandat für die Bedeutung von entwicklungspolitischer Inlandsarbeit.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion gaben die eingeladenen ReferentInnen einen kurzen Einblick in ihre Ansichten zum Thema der Veranstaltung.

Dr. Karamba Diaby, SPD-Bundestagsabgeordneter aus Halle/Saale erklärte, dass Entwicklungspolitik gesellschaftlich relevanter werden könne, wenn man den Menschen zeigt, was auch sie als Einzelpersonen bewirken können. Zudem müssen globale aber auch lokale Zusammenhänge deutlicher gemacht werden.

Michael Steiger vom Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern erläuterte, dass es wichtig sei, Begegnungen zu fördern und dabei auch Menschen zu erreichen, die bisher wenig Kontakt zu Ländern des Globalen Südens hatten. Und diesen müssen vor allem die positiven Auswirkungen besonders in Bezug auf persönliche Erfahrungen zum Beispiel in ihrer Gemeinde oder ihrem Landkreis verdeutlicht werden.

Dem konnte sich auch Heike Spielmans, Geschäftsführerin des Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO), anschließen. Denn die Entwicklungspolitik müsse weg von Problembeschreibungen und hin zu Lösungsansätzen. Es müsse eine Bewusstseinsbildung stattfinden, um die Gesellschaft für die »gemeinsamen« Probleme unserer globalisierten Welt zu sensibilisieren. Gemeinsam müsse man nach Alternativen suchen und Solidarität fördern. Allerdings, so fügte sie an, sei es dafür auch notwendig, Gerechtigkeit im eigenen Land zu schaffen, denn warum sollte man sich für globale Gerechtigkeit einsetzen, wenn man soziale Gerechtigkeit nicht mal vor seiner eigenen Haustür findet? Nicht nur dadurch wurde deutlich, wie komplex das Thema ist.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurde, so Andreas Rosen, entwicklungspolitischer Projektberater bei der Stiftung Nord-Süd-Brücken, versucht, ein Zeichen gelebter Solidarität zu setzen. Ein syrischer Geflüchteter, der nun als Caterer arbeitet, versorgte die Gäste mit traditionellen Köstlichkeiten.

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