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Kunst - kein Unsinn

  • Lesedauer: 2 Min.

Maskentänze, Lautgedichte und Geräuschmusik: Die Bühnenauftritte der Dadaisten waren ein kreativer Rausch - und für das Publikum oft verstörend. Die Künstler der 1916 in Zürich gegründeten Dada-Bewegung wollten radikal mit konventionellen Kunstformen brechen. Nach den Gräueltaten des Ersten Weltkriegs musste sich in ihren Augen nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kunst neu erfinden. Dazu blickten die Dadaisten nach Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien. Im Dada-Jubiläumsjahr zeigt die Berlinische Galerie mit der am Freitag eröffnenden Ausstellung »Dada Afrika - Dialog mit dem Fremden« daher erstmals die Auseinandersetzung der Dadaisten mit der außereuropäischen Kunst.

Präsentiert werden in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Museum Rietberg bis 7. November rund 120 Werke aus nationalen und internationalen Sammlungen - darunter Collagen, Assemblagen, Masken, Skulpturen, Fotoreproduktionen und Toninstallationen. Originalobjekte aus Afrika, Asien und Ozeanien werden mit den Arbeiten der Dadaisten in Bezug gesetzt und nach Worten des Direktors der Berlinischen Galerie, Thomas Köhler, »auf Augenhöhe« präsentiert. Zu den ausgestellten Künstlern zählen Hans Arp, George Grosz, John Heartfield, Hannah Höch, Man Ray, Karl Schmidt-Rottluff und Tristan Tzara.

Das Berliner Ausstellungshaus gleicht bis 7. November nun einem ethnologischen Museum. Holzstatuen aus Kamerun und der Elfenbeinküste, Trommeln aus dem Kongo, Masken aus Japan und Tansania, eine Krokodilskulptur aus Papua-Neuguinea und eine Skulptur der Göttin Uma aus Kambodscha sind zu sehen. Die Arbeiten der Dadaisten sind in Bezug zu diesen Exponaten, von denen viele aus dem Museum Rietberg stammen, platziert.

Hannah Höchs Collagen aus der Serie »Aus einem ethnographischen Museum« nehmen einen Schwerpunkt ein. Marcel Janco ließ sich für seine Masken und Bilder von Artefakten aus Kamerun inspirieren. Und Hugo Ball und Tristan Tzara wurden von afrikanischen und australischen Texten zu Sprachexperimenten angeregt. Dada reagierte übrigens auch auf die Stadt, in der die Künstler aktiv waren - und fiel in Berlin politischer aus als in Zürich. Trotz der Parodie der konventionellen Kunstformen und dem Schaffen einer erklärten Anti-Kunst sei Dada »kein Unsinn« gewesen, betonte Kurator Ralf Burmeister am Mittwoch. Dada sei auch kein Stil, sondern künstlerische Haltung gewesen. »Es steckt sehr viel Sinn in Dada«, sagte er mit Verweis auf die Einflüsse der spartenübergreifenden Bewegung. epd/nd

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