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Gewichtheber gesperrt

Polnische Dopingvergehen belasten den Weltverband

  • Thomas Dudek
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Dienstagabend brach für Adrian Zieliński eine Welt zusammen. »Ich bin verzweifelt, Liege im Bett und weine«, klagte der Olympiasieger von London im Gewichtheben gegenüber den polnischen Medien. Wenige Stunden zuvor musste sein Bruder Tomasz, amtierender Europameister in der Klasse bis 94 kg, das Olympische Dorf von Rio wegen einer positiven Dopingprobe verlassen. »Brasilien, das ist doch die dritte Welt«, schimpfte Adrian Zieliński und zweifelte damit die vor Ort durchgeführte Probe an, die seinem Bruder die Einnahme von Nandrolon nachwies. Ein Ton, den auch Tomasz Zieliński anschlug - zumindest bis zu der Veröffentlichung der B-Probe.

Nur zwei Tage nach der Abreise seines Bruders scheinen auch die olympischen Abenteuer für Adrian Zieliński sich dem Ende zuzuneigen. Denn wie polnische Medien berichten, wurde der mehrfache internationale Titelträger bereits in Polen positiv auf Nandrolon getestet. Ein Mittel, dass wegen seiner langen Nachweisbarkeit aus sportmedizinischer Sicht zu einer Dopingsubstanz aus dem Mittelalter gehört.

Die positiven Dopingproben der Zieliński-Brüder beendeten vorzeitig nicht nur ein Gewichthebermärchen, das bei den am Samstag beginnenden Wettkämpfen in der Klasse bis 94 kg seinen Höhepunkt erreichen sollte. Sie stürzen auch den polnischen Gewichthebersport in eine tiefe Krise. Seit Jahren gehören Gewichtheber aus Polen zu den Besten der Welt. Seit Jahren werden diese aber auch regelmäßig des Dopings überführt. Ein Umstand, mit dem Szymon Kołecki aufräumen wollte. Seit 2012 war der ehemalige Gewichtheber Präsident des polnischen Gewichtheberverbandes. Nun ist er wegen der Dopingvorfälle zurückgetreten. Zudem kündigte das polnische Sportministerium an, die Finanzierung der Gewichtheber zu überprüfen.

Die positiven Dopingtests der Zieliński-Brüder werfen nicht nur einen Schatten auf die Gewichtheberszene in Polen, sondern bringen auch den Internationalen Gewichtheberverband IWF in die Bredouille. Dieser hat zwar für Olympia in Rio die bulgarischen und russischen Gewichtheber wegen systematischen Dopings komplett gesperrt, doch sorgt er bisher für die meisten Dopingschlagzeilen der Spiele, wie auch der Fall der Taiwanesin Lu Tzi-Chi zeigt. Dabei mischte der IWF in der Thematik lange mit. In einem Interview für die Gazeta Wyborcza offenbarte der ehemalige polnische Verbandspräsident Zygmunt Wasiela, dass der IWF auf Bitten der Polen bei bestimmten Sportlern auf Proben verzichtete.

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