Mutmaßliche IS-Attentäterin kommt vor Gericht

Bundespolizist im Hauptbahnhof Hannover angefallen / 15-jährige Schülerin angeklagt

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Safia S. sei hinreichend verdächtig, im Auftrag des sogenannten Islamischen Staates (IS) am 26. Februar 2016 bei einer Personenkontrolle im Hauptbahnhof Hannover versucht zu haben, einen Beamten der Bundespolizei zu töten. Das teilt der Generalbundesanwalt mit und klagte die jetzt 16-Jährige wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung an. Das Mädchen hatte ein Gemüsemesser in den Hals eines Beamten gestochen und ihn so lebensgefährlich verletzt. Auch ein Freund der Schülerin muss vor den Richter. Mohamad K., ein 19-Jähriger, habe gewusst, dass Safia S. eine »Märtyrertat« in Deutschland plante. Doch das habe er nicht angezeigt. Auch Mitwisserschaft ist strafbar.

Für die Bearbeitung der Anklage ist der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Celle zuständig. Die Richter dort entscheiden über die Eröffnung eines Prozesses. Weil S. bei der Tat erst 15 Jahre alt war, gilt bei ihr das Jugendstrafrecht. Ob dies auch für den 19-Jährigen gilt, muss das Gericht noch prüfen.

Laut Bundesanwaltschaft hatte sich die Deutsch-Marokkanerin spätestens im November 2015 das radikale Gedankengut des IS zu eigen gemacht. Sie wollte ins syrische Bürgerkriegsgebiet, reiste im Januar 2016 nach Istanbul. Dort nahm Safia S. Kontakt zu Mitgliedern des IS auf, die ihr beim Grenzübertritt helfen sollten. Bevor das Mädchen aber weiterreisen konnte, wurde sie von ihrer Mutter zurück nach Deutschland geholt. Doch da hatte sie bereits den Auftrag erhalten, in Deutschland eine »Märtyrertat« zu verüben. Sagt der Generalbundesanwalt.

Die Beweise scheinen eindeutig, denn auch von Deutschland aus stand Safia S. weiter in Kontakt zum IS-Mann. Einem Mitglied schickte sie »am Vortag der Tat ein selbst gefertigtes Bekennervideo und besprach mit ihm die Vorgehensweise bei der Tatbegehung«, so die Bundesanwaltschaft.

Am 26. Februar habe sich S. dann mit zwei Messern bewaffnet und im Bahnhof nach Beamten Ausschau gehalten. Sie sei einer Streife aus zwei Bundespolizisten gefolgt und habe eine Personenkontrolle »provoziert«, bei der sie überraschend zugestochen habe.

Der Fall war singulär in Deutschland. Doch glaubt man Sicherheitsexperten, so könnten derartige Taten demnächst verstärkt verübt werden. Wenn IS-Hochburgen wie Mossul oder Rakka erobert werden, könnte die Terrororganisation als Rache Ziele in Europa attackieren wollen, heißt es dieser Tage aus dem Umfeld der EUROPOL-Behörde in Brüssel.

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