Der Weg zum Ziel ist unklar
Klimaschutzmaßnahmen bleiben umkämpft
Das Meereis in der Arktis ist in diesem Sommer bis in die Region um den Nordpol hinein getaut. Wie der Klimaforscher Klaus Grosfeld vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut am Dienstag erläuterte, sei das Eis so weit nördlich bis dato noch nie geschmolzen.
Die Folgen der Erderwärmung sind immer deutlicher zu sehen - ungeachtet aller diplomatischer Bestrebungen, sie auf ein noch beherrschbares Ausmaß zu begrenzen. Lange galt ein Anstieg des globalen Temperaturmittels um zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit als magische Marke: Wird sie überschritten, dann drohen »Kipppunkte« - die Folgen des Klimawandels werden gänzlich unbeherrschbar. Immer mehr Wissenschaftler warnen aber davor, dass dies schon bei einem Plus von 1,5 Grad passieren könnte. Die Durchschnittstemperaturen sind bereits um ein Grad Celsius gestiegen, Eile ist also geboten.
Im Weltklimaabkommen ist das Ziel festgeschrieben, die Erwärmung auf »deutlich unter zwei Grad« zu begrenzen. Mit dem Inkrafttreten des Vertrags wird dieses Ziel verbindlich, doch erreicht ist es damit natürlich noch lange nicht. Addiert man die bisherigen Selbstverpflichtungen der Staaten bei der Reduzierung der CO2-Emissionen, käme es zu einem Anstieg um drei Grad. Obwohl die nationalen Ziele also nicht ausreichen, ist unsicher, ob sie überhaupt erreicht werden. Sie gehören nämlich nicht zum verbindlichen Teil des Abkommens. Auch dass alle fünf Jahre international geprüft werden soll, wie stark die nationalen Ziele nachzubessern sind, ändert daran nichts.
Die zentrale Frage bleibt also unbeantwortet: Wie kann die ganz große Katastrophe noch vermieden werden? Zwar ist selbst den G7-Staaten mittlerweile die wirtschaftspolitische Stoßrichtung klar: »Dekarbonisierung«. Doch wie kommt man dahin? Strategisch gesehen gibt es zwei »Schulen«. Die einen suchen ihr Heil in politischen Entscheidungen, durch Proteste von unten oder durch die chinesische Lösung: Der Staat spricht Verbote und Gebote aus, setzt diese auch gegen Widerstand der Bürger etwa gegen neue Windparks durch. Die anderen glauben an eine Marktlösung, wie sie die EU mit dem Emissionshandel versucht. Der Staat setzt nur Anreize zum Beispiel durch eine CO2-Steuer - Unternehmen und Investoren realisieren die Klimaschutzmaßnahmen und zwar rein aus Renditegründen. Kurt Stenger
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