Gutes Essen für alle
»Wir haben es satt«-Kongress und »Stadt-Land-Food«-Festival für ökologische Agrarwende
Rund um den Lausitzer Platz in Kreuzberg liegt das Mekka derer, die gerne gute, ökologisch angebaute und fair vertriebene Lebensmittel essen. Freitags verkaufen Kleinbauern und Biobäcker ihre Ware auf einem Öko-Markt, in der Emmauskirche mitten auf dem Platz werden fair gehandelte Produkte im Eine-Welt-Laden angeboten, und in der nahe gelegenen Markthalle 9 treten sich donnerstags die Besucher des Street-Food-Markts gegenseitig auf die Füße.
Nun findet an diesem Wochenende in der und um die Emmauskirche herum nach 2014 der zweite »Wir haben es satt«-Kongress statt, auf dem rund 400 Teilnehmer über eine ökologische und sozial gerechte Landwirtschaft diskutieren wollen. Die Eröffnungsrede hielt am Freitagnachmittag der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Bis Montag können sich die Teilnehmer an 24 Arbeitsgruppen sowie mehreren Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen und Exkursionen beteiligen. Parallel findet in der Markthalle 9 das Festival »Stadt Land Food« statt, auf dem gute Nahrungsmittel auf den Tisch kommen.
Hintergrund sind die jährlichen »Wir haben es satt«-Demonstrationen, bei denen seit sechs Jahren parallel zur Grünen Woche jeden Januar mehrere zehntausend Menschen für eine ökologische Agrarwende auf die Straße gehen. Die Demo sowie jetzt auch der Kongress werden organisiert von der Kampagne »Meine Landwirtschaft«, die von rund 50 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt-, Natur-, Tier- und Verbraucherinnenschutz sowie Entwicklungszusammenarbeit getragen wird.
Auf dem Kongressprogramm stehen Themen wie die geplante Übernahme des Agrar-Konzerns Monsanto durch Bayer sowie die Handelsabkommen CETA und TTIP. Die Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit fairen Preisen für Erzeuger und der Frage, wie das Ernährungssystem demokratisch gestaltet werden könnte.
Laut Sprecher Christian Rollmann gehört dazu auch die Diskussion, wer sich gute Lebensmittel leisten kann. »Wir glauben zwar, dass Essen mehr kosten muss«, um den Produzenten gerechte Preise zu zahlen. »Aber gute Lebensmittel müssen sich alle Menschen leisten können«, sagt Rollmann. Es sei traurig, dass Leute auf Essen zurückgreifen müssen, das minderwertig sei und auch den Produzenten schade, weil es zu Dumpingpreisen verkauft werde. »Da muss die Politik ran.«
Zu den Referenten gehören Politiker wie Anton Hofreiter (Grüne), Benjamin Luig von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Auch Kleinbauern sind dabei, sowohl aus Brandenburg als auch aus Burkina Faso.
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