Ein Prozent

MEINE SICHT

  • Lesedauer: 2 Min.

Schon jetzt vermag man die AfD im Innenohr schreien hören: »Pädophile werden gefördert! Mit unseren Steuergeldern!« Dabei ist die Notwendigkeit des Projekts »Kein Täter werden« sogar in konservativen Kreisen angekommen: Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) hat verkündet, dass das Präventionsprogramm der Charité nächstes Jahr aus Mitteln seines Haushalts finanziert wird. Der scheidende Senator sagte aber auch, es komme auf die neue Bundesregierung an, ob diese Arbeit danach weitergehe.

Dabei ist das Projekt mehr als vernünftig, es ist gesellschaftlich notwendig. Noch einmal, liebe AfD-im-Innenohr, zum Mitschreiben: Mit Pädophilen präventiv zu arbeiten verhindert, dass Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Pädophile sind keine mit der Lupe zu suchende Nichtmenschen, es sind ein Prozent aller Männer, eine Viertel Millionen in der gesamten Republik, oder Einer von Hundert. Da könnt ihr auch bei euch mal durchzählen, liebe achttausend Teilnehmer der Pegida-Demonstration am Sonntag. Todesstrafe für Kinderschänder, das sagt sich leicht, liebe NPD. Aber auch ihr habt - statistisch gesehen - mehrere dutzend Mitglieder mit dieser Störung.

Es wäre vielmehr vernünftig, wenn die Therapie von Menschen mit pädophilen Neigungen auch von den Krankenkassen finanziert würde. Denn Pädophilie kann nicht gleichzeitig als psychische Störung anerkannt sein, während Krankenkassen es ablehnen, Maßnahmen zur Prävention zu bezahlen. Angesichts der Gesamtausgaben der Kassen von 220 Milliarden Euro im Jahr wäre der Förderbetrag für das Charité-Projekt jedenfalls überschaubar.

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