Hauptsache mitregieren

Aert van Riel über das Lob Winfried Kretschmanns für Angela Merkel

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Winfried Kretschmann verfolgt bei den Grünen seine eigene Agenda. Obwohl die Parteiführung verordnet hatte, vor der Bundestagswahl keine Koalitionsaussage abzugeben, wirbt der baden-württembergische Ministerpräsident offensiv für ein schwarz-grünes Bündnis. Nun hat sich Kretschmann für eine weitere Amtszeit von Angela Merkel ausgesprochen. Sein überschwängliches Lob für die Kanzlerin, die sich eine engere Zusammenarbeit mit den Grünen durchaus vorstellen kann, war nicht nur als Botschaft an die Union gedacht, wo Merkel wegen schwacher Umfragewerte und verlorener Landtagswahlen nicht mehr unumstritten ist. Für Kretschmann ist es ebenso wichtig, dass sich seine Grünen dem konservativen Lager weiter annähern.

Doch bislang präferiert die Partei eine andere Strategie. Sie zeigt sich sowohl offen für eine mögliche Zusammenarbeit mit der Union als auch für Rot-Rot-Grün. Dahinter steht die Hoffnung, für möglichst viele Wähler im bürgerlichen Milieu sowie im linksalternativen Spektrum interessant zu bleiben. Trotzdem ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich Kretschmann erneut mit seinem Willen durchsetzen wird, wenn es denn rechnerisch für seine Wunschkonstellation reichen sollte. Denn ebenso wie bei der Zustimmung eines Teils der Grünen zu den schwarz-roten Asylrechtsverschärfungen dürfte auch in der Koalitionsfrage der Grundsatz gelten: Hauptsache mitregieren.

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