»King Zal«

Zalmay Khalilzad / Der 55-Jährige wird neuer UNO-Botschafter der USA

  • Lesedauer: 2 Min.
Unruheherde sind seine Spezialität. Als US-Botschafter in Bagdad war Zalmay Khalilzad seit Juni 2005 maßgeblich an den Verhandlungen über eine neue irakische Verfassung und die Bildung einer Washington genehmen Regierung beteiligt. Nun will US-Präsident George W. Bush den gebürtigen Afghanen zum Nachfolger von John Bolton bei der UNO machen. Die Demokraten hatten die erneute Nominierung des von Anfang an umstrittenen Botschafters im Dezember abgelehnt. Mit Khalilzad bliebe das Amt in neokonservativen Händen. Der heute 55-jährige Chef-Diplomat gilt als gewiefter Taktiker. Mit seinen Arabischkenntnissen, besten Kontakten und umfassendem Wissen über den Nahen Osten hat er den USA nicht nur einmal den Weg in die Region geebnet. Als US-Botschafter in Afghanistan hatte Khalilzad, der ein sunnitischer Muslim ist, entscheidenden Anteil, den amerikanischen Favoriten Hamid Karsai zum höchsten Regierungsamt des Landes zu verhelfen. »Königsmacher« wird er daher genannt, zuweilen selbst »King Zal«. Jahre zuvor ging auf seinen Rat zurück, dass die USA die afghanischen Mudschaheddin mit Luftabwehr-Raketen für den Kampf gegen die Sowjetunion ausrüsteten. Aus diesen Tagen rührt auch sein Kontakt zu Karsai. Dieser gehörte der Lobbygruppe »Freunde Afghanistans« an, die von Khalilzad geleitet wurde. Vor dem Sturz Saddam Husseins bereitete er als »Sonderbeauftragter für freie Iraker« mit irakischen Oppositionspolitikern den Machtwechsel vor. Khalilzad wurde 1951 in der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif geboren, wo sein Vater hoher Beamter der Monarchie war. Mit einem US-Stipendium studierte er an der American University in Beirut Politologie, 1979 promovierte er in Chicago über das Atomprogramm Irans. Sein Ex-Kommilitone und politischer Freund Paul Wolfowitz, der zuletzt Vize-Verteidigungsminister unter Bush junior war, verhalf ihm 1984 zum Einstieg in die US-Administration. Bei den Vereinten Nationen bemüht sich Washington derzeit um einen schärferen Kurs im Atomstreit mit Iran und Nordkorea. Khalilzad wird auch bei diesem Unruheherd die harte Linie der Bush-Regierung fortsetzen. Ines Wallrodt
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