Jahrelang weggeschaut

Cum-Ex-Deals: Ein Untersuchungsausschuss klärt auf, warum sich die Finanzwelt jahrelang auf Kosten des Steuerzahlers bereichern konnte

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Ende 2002 erhielt Michael Gierlich ein knappes Schreiben vom Bundesverband deutscher Banken (BDB). Von einem steuerlichen »Sonderfall eines sogenannten Leerverkaufs« von Aktien rund um den Dividendenstichtag war darin die Rede. Zusätzliche Regelungen seien deswegen notwendig, »um dem Fiskus die Kapitalertragssteuer betragsmäßig zur Verfügung zu stellen, die dem Anrechnungsanspruch entspricht, der dem Aktienerwerber als wirtschaftlichen Eigentümer und Dividendenbezieher zusteht«.

Der ehemalige Referatsleiter in der Steuerabteilung des Bundesfinanzministeriums legte das Schreiben erst mal zu den Akten. Das Thema sei damals als »nicht ganz so eilig« betrachtet worden, erklärte Gierlich jüngst vor einem Untersuchungsausschuss des Bundestages. Außerdem war er offenbar mit dem Thema überfordert - auch weil das Ministerium in Steuerfragen damals unterbesetzt war. Gierlichs Einkommenssteuerreferat hatte über Jahre keinen einzigen Referent...


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