Schwere Woche für die Leichtathletik

Der Weltverband will mit einem umfangreichen Reformpaket Glaubwürdigkeit zurückgewinnnen

  • Lesedauer: 2 Min.

Am Freitagabend standen für IAAF-Präsident Sebastian Coe noch einmal die schönen Seiten seiner Sportart auf dem Programm. Die Gala zur Wahl der Weltleichtathleten des Jahres in Monaco versprach Glamour und gute Laune. Doch die Ablenkung für den Briten ist nur kurz. Bereits am Sonnabend stimmen die Delegierten auf einem außerordentlichen Kongress über sein umfassendes und weitreichendes Reformpaket ab. Eine richtungweisende Entscheidung.

»Es ist eine sehr wichtige Woche in der Geschichte unseres Sports. Ich möchte nicht, dass wir jemals wieder mit diesen grotesken Geschichten konfrontiert werden«, sagte Coe: »Wir haben eine einmalige Chance, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.« Es ist nicht weniger als der Versuch einer radikalen Kehrtwende, um mit den Schattenseiten der Leichtathletik aufzuräumen: Doping, Korruption und der Misswirtschaft im Verband unter Coes Vorgänger Lamine Diack.

Direkt sprach Coe den Skandal um vertuschte Dopingproben und Korruption bis in die höchsten IAAF-Ämter nicht an - doch auch so war jedem klar, was er meinte. Zumal neben ihm Rune Andersen saß. Der Norweger ist Chef der Task Force, die die Fortschritte des suspendierten russischen Verbands RusAF überprüft. Andersen berichtete, dass es zwar Verbesserungen im dortigen Antidoping-Kampf gebe, über einen genauen Zeitplan zur Wiederaufnahme der RusAF werde allerdings frühestens im Februar entschieden.

Damit solche Skandale nicht mehr vorkommen, hat Coe im Juli sein 15-Punkte-Programm vorgestellt, wochenlang war er auf der ganzen Welt auf Werbetour, um die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit unter den mehr als 200 Mitgliedsverbänden zu organisieren.

Denn die Reform hat es in sich. Weniger Macht für den Präsidenten und das bisher einflussreiche IAAF-Council - so etwas wie die Weltregierung des Verbands. Dort soll es eine Amtszeitbeschränkung geben. Eine direkte Folge der Vorgänge um Diack, der unter Korruptionsverdacht steht. Zudem soll eine neu zu gründende Integritätskommission in Zukunft verbandsunabhängig für die Themen Doping, Manipulation, Korruption sowie Interessenkonflikte zuständig sein. Alle Council-Mitglieder müssen einen Integritätscheck überstehen. SID/nd

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