Ein schlechter & ein Dutzend gute Gründe

Luxemburg-Konferenz zog Hunderte an

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Es gibt linke Lieblingsfragen und eine davon hat mit der Erfahrung andauernder Schwäche zu tun: Was hindert die Linke, ihre Kräfte zu bündeln? Abgesehen davon, wer die Linke ist und ob ein Bündel wirklich stärker ist - am Wetter wird es nicht liegen. Auf der äußerst gut besuchten Rosa-Luxemburg-Konferenz der »jungen Welt« am Samstag zog die Hoffnung auf eine bessere Antwort Hunderte in die Alte TU-Mensa in Berlin.

Gerade hatte Peter Grottian, umtriebiger Professor und Politaktivist, mit donnernder Stimme beklagt, dass die Anti-Hartz-Bewegung nur 50 Demonstranten vor die Staatskanzlei von Hygiene-Ratgeber Kurt Beck mobilisieren konnte. Und schon kam die Begründung für das Dilemma: Die Linkspartei sei zu wenig radikal und instrumentalisiere die sozialpolitische APO. Eine andere Erklärung mit gleichem Ergebnis bot der frühere ND-Auslandskorrespondent Klaus Steiniger. Schuld an der Schwäche der Linken sei der Antikommunismus und der aktuellste Beleg dafür sei der »Schandstein von Lichtenberg«. Gemeint ist die Gedenktafel für die Opfer des Stalinismus - die, genau, von der örtlichen PDS unterstützt wird. Steiniger las noch aus einem Brief vor, in dem von »so genannten Opfern« und »beliebigen anderen Elementen« die Rede war - doch niemand protestierte. Auch nicht Andrea Schuhmann von der Antifaschistischen Linken Berlin, die als Grund für die Schwäche der Linken nicht übermäßige Abgrenzung ausmachte, sondern, man ahnte es, die Politik der Linkspartei. Die Hauptstadt-Sozialisten hätten Sozialabbau und Privatisierung mitgetragen. Und weil das niemanden vom Hocker reißt, erzählte die Frau von der Antifa noch von der Brutalität der Berliner Polizei, die es »so unter einer CDU-Regierung nie gegeben« hätte. Es blieb der Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch überlassen, eine Lanze für die Linkspartei zu brechen, der man bei aller Kritik am Fusionsprojekt mit der WASG nicht gerade Spalterei vorwerfen kann. Mehr als artigen Beifall erhielt ihr Plädoyer für einen Pluralismus aus erreichbaren Zielen und politischer Zukunftsmusik nicht. Dann war Schluss und man bekam auf dem Weg zum Ausgang ein Dutzend Flugblätter in die Hand gedrückt. Wer noch Interesse an einer Antwort hatte, fand darin jede Menge gute Gründe, warum d...

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