Eine Gartenschau auf Pump

In Schwerin soll sich der Buga-Erfolg von 2009 wiederholen, doch es gibt ernste Zweifel

  • Hagen Jung, Schwerin
  • Lesedauer: 3 Min.

»Der Tiger geht Baden«. Dieser Hinweis im Lageplan zur Bundesgartenschau 2025 zeigt an, wo Besucher den Großkatzen beim Planschen in einem abgetrennten Bereich des Schweriner Sees zuschauen können: von einem Steg am Zoo. Der Zoo ist einer der vier »Kernstandorte«, die sich die Buga-Planer für die Neuauflage der 2009 in Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt sehr erfolgreichen Großveranstaltung ausgesucht haben.

Neben dem Zoo sind das Schloss mit seinem Küchengarten, das Freilichtmuseum Mueß und die Insel Kaninchenwerder die »Perlen« der Schau, heißt es in einer von Berliner Landschaftsarchitekten erstellten Machbarkeitsstudie. Jene Schwerpunkte sollen durch einen sieben Kilometer langen Uferweg - der »Schwerin-Linie« - verbunden werden. Zu Fuß, per Fahrrad oder in Elektromobilen sollen die Besucher von einer Station zur nächsten gelangen können. Unterwegs soll es mehrere »Projektbausteine« geben, beispielsweise einen Forstlehrpfad, Spielstationen und einen »Moonwalk«, der zwischen Zippendorf und Mueß das »Erleben mystischer Landschaften« anbietet.

Damit all dies Realität wird, muss Schwerin viel Geld ausgeben: Von nahezu 80 Millionen Euro, die das Ganze kosten wird, sind rund 45 Millionen für Investitionen vorgesehen. Allein in den Zoo, wo nach Ansicht der Planer in punkto Landschaftsgestaltung so manches verbessert werden muss, sollen 22 Millionen gepumpt werden. Für das Freilichtmuseum Mueß sind es acht Millionen Euro. Dort lässt sich laut Buga-Konzept gut darstellen, »wie auf kleiner Fläche eindrucksvoll gegärtnert werden kann«.

Eher bescheiden nehmen sich dagegen die Aufwendungen für die Insel Kaninchenwerder aus: 2,5 Millionen Euro sind angedacht. Davon sollen unter anderem Holzstege und Hochsitze mit Blick auf Flora und Fauna errichtet werden sowie sogenannte Cocons: Das sind der Landschaft angepasste Verstecke, aus denen heraus Tiere betrachtet werden können, ohne dass diese das sofort bemerken. Neben den Investitionen ist mit »Durchführungskosten« von etwa 33 Millionen Euro zu rechnen. Davon sollen 19,5 Millionen durch Einnahmen gedeckt werden, im Wesentlichen durch Eintrittsgelder. Die Stadt benötige demzufolge Zuschüsse von insgesamt 13,5 Millionen Euro, besagt eine Mitteilung der Verwaltung. Bei diesen Berechnungen sind die Planer von knapp 1,6 Millionen Besuchern ausgegangen, rund 1,9 Millionen waren es 2009.

Dem hohen Bekanntheitsgrad des Schlosses, der seinerzeit den Zustrom zur Buga wesentlich begünstigte, stehe nun ein dezentrales Konzept entgegen, räumt die Machbarkeitsstudie ein. Deshalb habe man »mit kaufmännischer Vorsicht« weniger Besucher angesetzt. Skeptikern ist selbst diese Zahl zu hoch. Ob es eine Buga 2025 in Schwerin geben wird, ist keinesfalls sicher, denn am Tag der Bundestagswahl 2017 soll es einen Bürgerentscheid dazu geben. Allerdings ist das Ja oder Nein zur Schau nur dann für die Stadt bindend, wenn mindestens 25 Prozent der knapp 79 000 Wahlberechtigten entsprechend votiert haben. Das wiederum setzt eine ausreichende Beteiligung am Bürgerentscheid voraus.

Auch wenn das Buga-Konzept nicht verworfen wird, so droht doch eine weitere Hürde: Geldmangel. Die Stadt wolle die nötigen Mittel aus den Finanzzuweisungen des Landes bis 2025 ansparen, heißt es aus dem Rathaus. Aber: Allein werde sie die Sache »nicht stemmen«, hatte Oberbürgermeister Rico Badenschier vor wenigen Wochen gemahnt. Ein Signal an die SPD/CDU-Landesregierung, aus deren Reihen unlängst ernüchternde Worte zum Buga-Traum ertönt waren. »Es wird keine Fördermittel geben«, hatte die Schweriner Volkszeitung Landesinnenminister Lorenz Caffier (CDU) zitiert. Deutliche Zweifel an der wirtschaftlichen Machbarkeit waren auch von Finanzminister Matthias Brodkorb (SPD) zu hören.

OB Badenschier hatte jene Äußerungen als »klare Absage« gedeutet und angekündigt: Sollte das Land nicht helfen, müsse sich auch die Stadtvertretung in Sachen Gartenschau »neu verhalten«. Was wohl kaum etwas anderes bedeutet als: Fließen keine oder nicht genügend Fördermittel, so geht nicht der Tiger baden, sondern die Bundesgartenschau 2025 in Schwerin.

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