Bärenstarke Exkursion in Orsa Grönklitt

Skandinavisches »Björnprojektet« erforscht Verhaltensweisen von »Brunos« Artgenossen

  • Gabi Kotlenko
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.
Inzwischen werden sie wohl im Tiefschlaf liegen, die Braunbären im »Björnpark« (was schlicht und einfach Bärenpark heißt) von Orsa Grönklitt. Das warme Wetter brachte sie im Herbst ein bisschen durcheinander. Auch Peter der Große und Sofia, das Geschwisterpaar aus Kamtschatka (sie sind 13 und 14 Jahre alt), werden sich zur Ruhe gelegt haben. Den beiden möchte in freier Wildbahn wohl niemand begegnen. Sie werden drei- bis viermal größer als die skandinavischen Artgenossen.
Mittlerweile ist es mehr als 100 Jahre her, dass in Schweden ein Mensch von einem Bären getötet wurde. Im Jahre 1902 griff in Jämtland ein angeschossener Bär einen Bärenjäger an. Der letzte tödliche Unfall eines unbewaffneten Menschen liegt rund 300 Jahre zurück, als ein junges Mädchen eine Bärenmutter mit Jungtieren in ihrer Winterhöhle überraschte. Dennoch ist Vorsicht geboten. Denn die bärigen Bewohner des Björnparken in Orsa Grönklitt - dort gelegen, wo Schweden am schwedischsten ist, in der mittelschwedischen Provinz Dalarna - sind, so die Biologin Andrea Friebe, »die gefährlichsten in ganz Schweden. Sie haben den Respekt vor dem Menschen verloren.« Über Besucherpfade, die sich in sicherer Höhe quer durch die Gehege erheben, kann man die Tiere beobachten. Ein Fernglas leistet hier beste Dienste, denn das Gelände ist sehr weitläufig. Übrigens, »Bruno« hätte auch in Schweden schlechte Karten gehabt, sagt sie. Er hätte zu viele Probleme gemacht, wäre nicht therapierbar gewesen. Andrea Friebe, aus Deutschland kommend hier »gestrandet«, führt uns durch den Bärenpark, der sich direkt neben der Ferienanlage Orsa Grönklitt befindet. Die liegt nördlich des Siljansees und 300 Meter über dem Orsasee. 250 im Dalarstil gebaute Holzhäuser sind über das weite Gelände verstreut.
Über 90 000 Quadratmeter erstreckt sich der größte Bärenpark Europas. Gegründet wurde er 1986. Die etwa 20 Braunbären sind hier die »Platzhirsche«, aber nicht die einzigen Bewohner. Luchse, Wölfe, vom Aussterben bedrohten Polarfüchse und ein Uhupärchen leben hier. Und Vielfraße. 600 dieser Tiere gibt es noch in ganz Schweden. Es sind Mardertiere, die aber bei Weitem nicht so verfressen sind wie ihr Name vermuten lässt. Im Gegensatz zu ihren deutschen Verwandten, die vor allem für Hühner und Bremsleitungen geparkter Autos eine Gefahr sind, jagen die Vielfraße sogar Rentiere. Sie haben ein extrem starkes Gebiss und zerkleinern ihre Beute damit fast vollständig. Der Vielfraß hießt in Schweden Fjellfrass, der Name kommt aus dem Norwegischen und heißt Gebirgskatze. Die Übersetzung ins Deutsche muss wohl jemand irgendwann zu wörtlich genommen haben.
Im Winter ist der Park geschlossen, die schlafenden Bären wollen nicht gestört werden. Doch Führungen zu den anderen Tieren, die nicht das halbe Jahr verschlafen, sind möglich.
Eng verbunden mit dem Bärenpark in Orsa Grönklitt ist das »Skandinaviska Björnprojektet«. Das ist nicht etwa eine Untersuchung über Jungen, die Björn heißen. Das »Skandinavische Braunbärenprojekt« wurde 1984 ins Leben gerufen. Hauptaufgabe ist die Erforschung der Lebensumstände des skandinavischen Braunbären. Nachdem der Braunbär um 1900 in Skandinavien fast ausgerottet war, hat sich heute die Population weitgehend erholt. Und mit der zunehmenden Anzahl der Braunbären will der Mensch auch mehr über diese faszinierenden pelzigen Tiere wissen. Das »Björnprojektet« bietet auch Bärenexkursionen in der Wildnis und von Biologen geführte Exkursionen im Park von Orsa Grönklitt an.

Infos über Bärenpark und Ferienanlage Orsa Grönklitt: www.orsagronklitt.se
Infos zum Skandinavischen Braunbärenprojekt: www.bearproject.info
Anreise nach Orsa: Fähre von Kiel nach Göteborg. Von dort warten 520 Kilometer Fahrt durch ursprüngliche schwedische Landschaft.
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