Bootsbau sucht Nachwuchs

Segelyachtbauer im Aufwind, doch es fehlen schon jetzt Fachkräfte

  • Jochen Bülow, Düsseldorf
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Zur »boot 2007«, der größten Wassersportmesse, melden die meisten Aussteller gute Geschäfte von 2006 und beste Aussichten für 2007. Auch der Arbeitsmarkt profitiert.

Mega-Yachten, egal ob motorisiert oder als Segelschiff, werden den Bootsbauern derzeit aus der Hand gerissen. Lange Lieferzeiten sind die Regel, der Preis spielt nur eine untergeordnete Rolle, obwohl sechsstellige Summen schnell erreicht sind. Doch die Edel-Produktionen decken nur einen sehr kleinen Teil des Bootsmarktes ab: Rund drei Viertel aller in Deutschland verkauften Schiffe sind mit höchstens 7,5 m Länge nicht dem Luxussegment zuzurechnen. Ein Durchschnittspreis von 15 000 Euro mache das Bootsvergnügen, so der Bundesverband der Wassersportwirtschaft, »für weite Teile der Bevölkerung zum erschwinglichen Hobby«. Und nach vielen Jahren der Flaute kaufen die Kunden wieder, insbesondere Segelyachten. Allein ihr Export soll 2007 zusätzlich 235 Millionen Euro bringen. Insgesamt wird der deutsche Umsatz mit Wassersportartikeln und -dienstleistungen rund 1,7 Milliarden Euro erreichen.
Dass die Zahl der Segler in Deutschland steigt, liegt wohl auch an Wassersportmöglichkeiten in den neuen Ländern. Sowohl Binnenreviere wie in Mecklenburg-Vorpommern als auch die Ostsee erfreuen sich steigender Beliebtheit und werden mit teils erheblichem Aufwand auf wachsende Besucherzahlen eingerichtet.
Mittlerweile schlägt das auf den Arbeitsmarkt durch: Die erst 2000 gegründete Bootsbauinnung Mecklenburg-Vorpommern berichtet, ihr angeschlossene Unternehmen erwarteten auch langfristig eine gute wirtschaftliche Entwicklung und damit mehr Beschäftigung. Allerdings gebe es schon jetzt Probleme, Fachkräfte zu finden. Jürgen Schubert, Obermeister der Innung, sieht nur eine Lösung: »Wir müssen unser Wissen weitergeben, sonst gibt es bald niemand mehr im Land, der Boote bauen kann.« Selber bildet Schubert derzeit zwei Azubis aus und er rührt die Werbetrommel, dass möglichst viele andere Betriebe dies auch tun.
Wassersportler diskutieren derzeit vor allem, wie die unübersichtliche Führerscheinsituation einerseits hinsichtlich überflüssiger Regeln entschlackt, andererseits unter Sicherheitsaspekten effektiver gemacht werden könnte. Wobei der Wassersport bezüglich Unfalltoter und -verletzter erheblich besser dasteht, als man vermuten könnte: 15 Menschen kamen 2005 ums Leben, rund 300 wurden bei Unfällen verletzt - im Vergleich zu Fahrradfahren (475/73 637) oder Skifahren (83/60 000). Erfolge auch im Umweltbereich zu erreichen, ist eine weitere Herausforderung: Umweltfreundlichere Motoren, bessere Entsorgungseinrichtungen für Fäkalien und Betriebs-stoffe, unschädlichere Bootspflege und die Energieerzeugung auf Schiffen sind wichtige Themen auf der Messe »boot 2007«, die noch bis zum Sonntag in Düsseldorf stattfindet. Dort sind auch mittlerweile bootstaugliche Brennstoffzellen zu sehen. Neben Strom produzieren sie als Abfallprodukte etwas Kohlendioxid und Wasser. Noch sind die Geräte deutlich teurer als ein Generator mit Motor - aber steigende Verkaufszahlen werden die Preise senke...

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