Spielmacher

Michel Platini / Der 51-jährige französische Ex-Kickerstar ist neuer UEFA-Präsident

  • Lesedauer: 2 Min.
In den 80ern war Michel Platini einige Jahre lang die beste Nummer 10 des Weltfußballs. Diese Trikotzahl zeichnet seit Pele den Spielmacher aus, der nicht nur die Ideen hat und gibt, sondern sie auch selbst umzusetzen versteht. Nicht zuletzt in Tore. So schoss der elegant-eloquente Mittelfeldspieler für die Equipe Tricolore 41 davon und 225 in seinen Klubs. 1987 beendete der Franzose seine Laufbahn, war später Nationaltrainer und Organisationschef der WM 1998. Sein (vorerst) finaler Karrieretreffer gelang ihm gestern. Er wurde zum Präsidenten des Europäischen Fußballverbandes UEFA gewählt. Die Entscheidung war knapp und zeigt die Polarisierung im reichsten Regionalsportverband der Welt. Nämlich die zwischen den eher konservativen Parteigängern des 77-jährigen Ex-Präsidenten Lennart Johansson und den eher auf Wechsel (zu ihren Gunsten) orientierten Anhängern des Mannes der neuen Generation. Von Zerrissenheit war gestern ob des Wahlergebnisses die Rede. Aber es hieße die neue UEFA-Nummer 1 als Spielmacher-Nummer 10 gewaltig unterschätzen, wenn man glaubt, dass ihm da nichts einfiele. Sicher wird ihm das nicht mit dieser schwebenden Leichtigkeit gelingen, mit der er einst geniale Pässe schlug oder freche Tore machte. Aber sein Charisma ist das alte, Nase und Blick für Schwächen und Lücken der Gegner sind es ebenso. Im Wahlkampf gegen Johansson hatte Platini sich gegen die profigeile Fußballindustrie ein bisschen zum Romantiker stilisiert (»Fußball ist ein Sport, kein Markt.«). Aber er ist klug und als UEFA-Vize und langjähriger junger Intimus von Weltfußballchef Sepp Blatter auch auf sportpolitischem Parkett längst gewieft genug, nun die Taktik zu ändern. Schließlich muss er bei allen munteren Sprüchen vor allem die Geldmaschinerie weiter am Laufen halten. Sonst gäbe es bald eine Palastrevolution - nicht zuletzt unter deutscher Führung. Platini wird also an der UEFA-Spitze Tempo und Gangart ändern, aber nicht das Spielsystem. Nicht zuletzt, um vielleicht irgendwann noch einmal einen Karrieretreffer zu schaffen. Nämlich den zum Weltfußballboss. Sein Widerpart dürfte dann Franz Beckenbauer heißen. Michael Müller

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