Der Schachspieler, der Gärtner, der Soldat

Am Sonntag entscheiden 18 600 Wahlberechtigte über den neuen Bürgermeister der Stadt Forst

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Zunächst zogen SPD, Linkspartei und FDP in Forst an einem Strang. Die Roten schoben einen Bürgerentscheid an, der am 8. Oktober zur Abwahl von Bürgermeister Gerhard Reinfeld (CDU) führte. Die Gelben klinkten sich ein. Jetzt schickt jede der drei Parteien ihren Mann ins Rennen. Am Sonntag entscheiden 18 600 Wahlberechtigte, wer neuer Rathauschef wird. Wird eine Stichwahl erforderlich, findet sie am 18. Februar statt. Die FDP nominierte den Baudezernenten Jürgen Goldschmidt, der seit dem erzwungenen Ausscheiden von Reinfeld im Rathaus das Sagen hat. Goldschmidt ist 45 Jahre alt, aktiver Schachspieler und bekommt Unterstützung von der CDU, die auf einen eigenen Kandidaten verzichtete. Die SPD stellte Helmut Ließ auf, der als Wahlkreismitarbeiter von Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) beschäftigt ist. »Entscheidungen aus Eigennutz und Vetternwirtschaft wird es mit mir nicht geben«, verspricht Ließ. Reinfeld hatte man Vetternwirtschaft vorgeworfen. Das war einer der Gründe, warum er nach 16 Jahren aus dem Amt entfernt wurde. Ließ ist ein leidenschaftlicher Hobbygärtner und hält eine Gaststätte im ostdeutschen Rosengarten für »längst überfällig«. Seine Kampagne fand prominente Helfer, auch Ministerpräsident Matthias Platzeck kam. Als mutig gilt die Kandidatur, weil Ließ bei der letzten Kommunalwahl nur wenige Stimmen bekam und den Einzug ins Stadtparlament verpasste. Der Kandidat Ingo Paeschke gehörte mal der Sozialdemokratie an, führte von 1998 bis 2001 sogar die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Danach wechselte er zu den Sozialisten, bei denen er wieder Fraktionschef wurde. Er habe sich nicht geändert, sondern die SPD, betont Paeschke. Er verweist auf den Kurswechsel der SPD unter Gerhard Schröder. Ein Kurswechsel, der schließlich zu den unsozialen Hartz-Gesetzen führte. Dass Lafontaine nun wohl erneut sein Parteivorsitzender wird - im Zuge der Fusion von Linkspartei und Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit - findet Paeschke »eigentlich ganz spannend«. Zu den Folgen der Deindustrialisierung in Forst seit 1990 sagt er: »Die Arbeitslosigkeit bewegt sich seit Jahren um die 25 Prozent.« Die Einwohnerzahl sank um 18 Prozent. »Jugendliche finden keine Ausbildungsplätze, Ältere keine Jobs und da, wo es noch Arbeit gibt, wird sie schlecht bezahlt.« Aber »Aufgeben gibt es nicht«, meint der Berufssoldat, der 1983 seinen Abschluss an der Offiziershochschule der NVA-Luftstreitkräfte machte und von der Bundeswehr übernommen wurde. Allerdings warnt er, dass angesichts von 25 Millionen Euro Haushal...

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