Formel für beschleunigten Klimawandel

Einfluss des Menschen gleicht Meteoriteneinschlag

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel hat eine Formel bekommen. Wissenschaftlern der Australischen Nationaluniversität (ANU) in Canberra ist es gelungen, den Einfluss des Menschen auf das Gefüge der Erde in einer mathematischen Gleichung darzustellen. Mit der errechneten die Forscher, dass der Mensch den Klimawandel 170-mal mehr beschleunigt als natürliche Faktoren.

»In den vergangenen 7000 Jahren waren die Hauptfaktoren astronomischer Art gewesen - Veränderungen in der Intensität der Sonne und leichte Veränderungen der orbitalen Parameter, zusammen mit einigen Vulkanen«, sagte Will Steffen vom Umwelt- und Klimawandelinstitut der ANU. »Sie haben eine Veränderung von 0,01 Grad Celsius pro Jahrhundert bewirkt.« In den letzten 45 Jahren sei der Temperaturanstieg aufgrund menschengemachter Treibhausgase dagegen auf 1,7 Grad pro Jahrhundert angestiegen - 170-mal mehr als der Anstieg durch natürliche Faktoren. Letztere sind natürlich nach wie vor am Werk, »aber in Bezug auf ihren Einfluss innerhalb eines relativ kurzfristigen Zeitabschnitts sind sie vernachlässigbar im Vergleich zu unserem eigenen Einfluss«, sagte Steffen. Der Effekt des menschengemachten Klimawandels sei deswegen eher mit einem Meteoriteneinschlag als mit einem schrittweisen Wandel zu vergleichen.

Die Forscher hoffen, dass die Entwicklung einer einfachen mathematischen Formel der »Situation mehr Klarheit verleiht«. Die nun eindeutigen Zahlen sollen auch aufrütteln. Es bestehe noch Hoffnung, dass die Menschheit einen katastrophalen Klimawandel verhindern kann. Aber die Zeit schwinde rapide dahin. »Die globale Wirtschaft kann gut mit null Emissionen funktionieren«, so Steffen. »Die Forschung zeigt, wir können durchaus neun Milliarden Menschen - die prognostizierte Weltbevölkerung bis 2050 - ernähren und gleichzeitig Emissionen reduzieren.«

Wie schwerwiegend menschengemachte Umweltverschmutzung ist, zeigt eine Studie, die im Journal »Nature Ecology and Evolution« veröffentlicht wurde. Forscher wiesen auf die extrem hohen Konzentrationen an industriellen Giftstoffen hin, die sie bei einer Analyse von Tiefseetieren fanden. Die Verschmutzung wurde an den entlegensten Orten der Erde - in elf Kilometern Tiefe im Marianengraben im Westpazifik und in zehn Kilometern Tiefe im Kermadecgraben nördlich von Neuseeland - nachgewiesen. Die Konzentration an Giftstoffen war dabei 50-mal höher als die eines verschmutzten Flusses in China, hieß es. Bislang hatte man die Regionen, die weit entfernt sind von industriellen Anlagen, noch für weitestgehend unbelastet gehalten.

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