Kochen im Deminutiv

In Japan hat Essen einen besonderen Stellenwert - genauso wie die Niedlichkeit

  • Felix Lill, Tokio
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

Roland Barthes wäre wohl wieder ins Schwärmen geraten. Würde der französische Semiotiker heute leben und sich ein weiteres Mal mit Japan beschäftigen, dann sähe er sich jetzt bestimmt eines dieser Videos auf Youtube an: In einen Ofen, so breit wie eine Visitenkarte, schiebt da eine überdimensionale, feine Männerhand ein Teelicht. Im Zeitraffer beginnt Öl in einem Topf mit dem Durchmesser einer Armbanduhr zu köcheln. Unterdessen hat diese riesige Hand Hühnerfleisch fingerkuppenklein geschnitten und in Mehl geschwenkt. Während das Hühnchen im Öl brutzelt, träufelt die Hand Sauce auf eine zuvor frittierte Teigtasche im Mikrochipformat, die sie neben winzig gehackten Salatblättchen auf einem Tellerchen anrichtet. Bereit zum Essen, im Maßstab von 1:10 oder kleiner.

Solche und ähnliche Videos, von denen Miniaturliebhaber aus Japan mittlerweile um die 170 veröffentlicht haben, sind zu richtigen Hits im Internet geworden. Als etwa Mitte Januar ...


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