IOC plädiert für neue Testbehörde

Kampf gegen Doping soll unabhängiger von Nationen und Sportverbänden werden

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Pyeongchang. Als Konsequenz aus dem Dopingskandal in Russland will das Internationale Olympische Komitee (IOC) ein unabhängiges Antidoping-Testsystem aufbauen. Die IOC-Exekutive um Präsident Thomas Bach veröffentlichte in Pyeongchang am Donnerstag zwölf Vorschläge zur Zukunft der Welt-Antidoping-Agentur WADA und für die Struktur einer neuen Testbehörde. Die WADA müsse »gleichermaßen unabhängig von Sportverbänden wie auch von staatlichen Interessen« sein, hieß es in der Erklärung.

Das IOC wolle deutlich machen, »dass es keinen Raum für Missverständnisse« auf dem Weg gebe dürfe, ein unabhängiges Antidoping-Testsystem voranzubringen, erläuterte IOC-Sprecher Mark Adams in Südkorea. Es gehe in der Erklärung zunächst vornehmlich um Prinzipien und weniger um Details. Pyeongchang, wo die IOC-Exekutive bis Freitag tagt, richtet die Olympischen Winterspiele 2018 aus.

Die WADA soll den Vorschlägen zufolge von neutralen Vorsitzenden und Stellvertretern geleitet werden, die beide keine Funktion in staatlichen und sportlichen Organisationen haben. Bisher hatte das IOC immer die Unabhängigkeit von Nationen gefordert, nicht aber von Sportverbänden. Allerdings werden mit Ausnahme der Vorsitzenden und der Athletenvertreter alle restlichen Positionen in Vorstand und Aufsichtsrat weiter von Regierungen und Sportverbänden besetzt, weil sie die WADA finanzieren. Die Aufgaben der Agentur sollen die Auflistung verbotener Substanzen, die Beglaubigung von Testlabors und die Forschung umfassen. Sie soll auch einzelne Länder überprüfen können, ob sie regelkonform arbeiten. »Dies würde zu Chancengleichheit für alle Sportler weltweit führen«, prognostizierte das IOC. Nationale Olympische Komitees (NOK) sperren dürfte die WADA demnach aber nicht.

Testpläne für Athleten sollen hingegen künftig von einer unabhängigen Behörde entwickelt werden, die dabei dann doch wieder mit den internationalen Sportverbänden zusammenarbeiten soll. Jeder Athlet müsse künftig eine Mindestzahl von Tests vorweisen, um an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Ob ein Testplan unangekündigte Trainings- oder nur Wettkampfkontrollen umfassen soll, ist noch ungeklärt. Er soll dann aber von den nationalen Antidoping-Agenturen vorgenommen werden, über deren Unabhängigkeit von den Staatsführungen wiederum die WADA wachen soll. Nach dem Willen des IOC würde bei positiven Fällen der Internationale Sportgerichtshof CAS über Strafen befinden, also nicht mehr - wie in einigen Sportarten noch immer üblich - die Verbände.

Im Kampf gegen Doping im eigenen Land fordert derweil der ehemalige Chef des russischen NOK, Witali Smirnow, finanzielle Anreize für Kronzeugen. Dafür soll ein eigener Fonds eingerichtet werden, wie der jetzige Leiter der Antidoping-Kommission am Donnerstag der Agentur Interfax sagte. Der kanadische Sonderermittler Richard McLaren hatte in seinen Berichten im Juli und Dezember 2016 Beweise für staatlich gelenktes Doping in Russland zusammengetragen. Davon hätten mehr als 1000 russische Sportler profitiert.

Die Führung in Moskau weist den Vorwurf des Staatsdopings zwar weiterhin zurück, doch laut Smirnow erfordere die Krise besondere Maßnahmen. Für Russland würde die Ermutigung sogenannter Whistleblower eine Kehrtwende bedeuten. Bislang gelten Kronzeugen dort eher als Verräter. dpa/nd

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