Fußwege für Fußgänger
Thailands Hauptstadt will Straßenküchen verbieten
Die Thais, so sagen alle Reiseführer, essen gern. Eigentlich immer, 24 Stunden am Tag. Dafür, dass das überhaupt geht, sorgen allein in der Hauptstadt Bangkok Zig- tausende Straßenküchen, die alles bieten vom frisch gepressten Orangensaft bis zum kompletten Vier-Gänge-Menü. Für kleines Geld, versteht sich.
Das Angebot ist riesig, die Qualität meist verblüffend gut, so gut, dass der Nachrichtensender CNN Bangkok zum zweiten Mal in Folge zur Stadt mit dem besten Angebot von Straßenküchen kürte. Platz 23 unter 23 gelisteten Städten belegte übrigens Peking. Deutsche Städte schafften es nicht auf die Liste, auf der sich unter anderem Tokio, Hongkong und Paris finden. Thailands Militärregierung zeigte sich stolz über die Wahl, und doch ist die Bangkoker Stadtverwaltung nicht recht glücklich mit dem augenblicklichen Zustand. Viele der Straßenküchen, vor allem die von speziellen Streetfood-Reiseführern besonders empfohlenen Schnellköche in den Touristenhochburgen Khao San und Chinatown, blockieren die Fußwege. Manche an ihrem angestammten Platz schon seit Jahrzehnten.
Damit soll nun Schluss sein. Bis Jahresende, so verlautete aus der Stadtverwaltung, sollen die Fußwege wieder den Fußgängern gehören. Mehr als 15 000 Straßenküchen erhielten die Mitteilung, ihren Platz zu räumen. Viele von ihnen suchen sich einen neuen Standort in Nebenstraßen, Durchgängen und auf Parkplätzen. Doch die meisten fürchten, am neuen, weniger sichtbaren Domizil weniger Kundschaft und damit weniger Einnahmen zu haben.
Denn gerade die Allgegenwart der gastronomischen Kleinunternehmen hat ihren Reiz, etwa wenn in den belebten Straßen die adrett gekleidete Verkäuferin aus dem Kaufhaus nebenan neben dem Mädchen auf dem Weg zur Go-Go-Bar ihre Suppe löffelt oder der Bankangestellte mit Anzug und Krawatte sein Tischchen mit einem rastabezopften Traveller teilt.
Der Stadtverwaltung sind sie ein Dorn im Auge, denn die thailändische Militärregierung hat die Zeichen der Zeit auf Recht und Ordnung gestellt. Da sind die Minirestaurants nur ein Glied einer längeren Kette. Erst kürzlich untersagte die Regierung den Personentransport auf den Pritschen der hier so beliebten Pick-up-Kleinlaster. Und auch der Kampf um Bürgersteige bleibt nicht auf Straßenküchen beschränkt. Fliegende Händler sind ebenso im Visier der Ordnungshüter wie auf den Fußwegen fahrende oder parkende Motorräder. Wobei die Stadtoberen nun sogar eine Prämie für diejenigen ausloben, die solche Verkehrssünder anschwärzen. Von der Hälfte der Strafe ist die Rede, und das können schnell einmal 2500 Baht (rund 90 Euro) sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.