US-Soldat wegen Mordes angeklagt

Italien will Tod eines Geheimdienstmitarbeiters klären

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Mitte April beginnt in Rom der Prozess gegen den US-Soldaten, der für den Tod eines italienischen Geheimdienstagenten vor zwei Jahren in Irak verantwortlich ist. Die italienische Justiz spricht von Mord, die USA nennen es Unfall. Der Prozess belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und Italien.

Vorsätzlicher Mord - das ist die Anklage, die von der italienischen Justiz gegen den US-amerikanischen Marineinfanteristen Mario Lozano erhoben wurde. Der Prozess wird am 17. April in Rom beginnen, allerdings ohne den Angeklagten. Die Vereinigten Staaten verweigern die Auslieferung des Soldaten, der vor zwei Jahren in Bagdad an einer Straßensperre den italienischen Geheimdienstmitarbeiter Nicola Calipari erschoss. Der Fall hatte zu Spannungen zwischen Italien und den USA geführt. Eine US-italienische Untersuchungskommission konnte sich nicht auf einen gemeinsamen Abschlussbericht einigen. Für den römischen Untersuchungsrichter Sante Spinaci ist die Sache klar: Mario Lozano hat am 5. März 2005 kurz vor dem internationalen Flughafen vorsätzlich auf das Auto geschossen, in dem sich Nicola Calipari befand. Er wollte ihn daran hindern, die gerade aus wochenlanger Geiselhaft entlassene Journalistin Giuliana Sgrena aus Irak herauszubringen. Dabei habe Lozano den Tod der drei Insassen billigend in Kauf genommen. Calipari starb durch einen Kopfschuss, Giuliana Sgrena und ein weiterer Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes wurden schwer verletzt. Es handele sich, so Spinaci, um einen »objektiv politischen Mord«, da die »höchsten Interessen des italienischen Staates« verletzt wurden. Von Seiten der USA habe man außerdem versucht, Beweise zu fälschen und Indizien zu manipulieren. So sei etwa das Auto, in dem die drei Italiener unterwegs waren, nicht angemessen gesichert worden. Die Vereinigten Staaten sprechen in einer internen Untersuchung dagegen von einem »Unfall«. Für sie sei »der Fall endgültig abgeschlossen«, erklärten sie. Also bestehe auch kein Anlass, ihren Staatsbürger Mario Lozano nach Italien auszuliefern. Der Prozess gegen den amerikanischen Soldaten ist sicher nicht geeignet, die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Italien und den USA wieder zu normalisieren. Erst wenige Tage ist es her, dass die Botschafter von sechs verbündeten Ländern - USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Rumänien und die Niederlande - einen offenen Brief in einer italienischen Zeitung veröffentlichten, worin sie die Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi aufforderten, ihre Truppen nicht aus Afghanistan abzuziehen und den internationalen Verpflichtungen am Hindukusch nachzukommen. Die Reaktion von Außenminister Massimo DAlema war in der Form höflich, in der Substanz aber außerordentlich hart: Man verbitte sich eine Einmischung in die italienische Außenpolitik. Man werde seinen Verpflichtungen nachkommen, aber die habe man gegenüber der UNO und der NATO, nicht aber gegenüber den Staaten, deren Botschafter sich mit dem Brief zu Wort gemeldet haben. Auch die Erklärung der USA, ihr Botschafter habe im Einklang mit der Politik der Bush-Regierung gehandelt, konnte die Wogen nicht glätten. Wenn dieser Brief überhaupt eine Wirkung gezeigt habe, so einige Beobachter, dann die, dass er die Regierungskoalition in Rom, die in der Außenpolitik nicht wenige Meinungsver...

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