Bildung macht den Meister der Roboter

Hannover Messe: Kanzlerin hält Job-Ängste für grundlos

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Führen Roboter und die zunehmende Digitalisierung in der Industrie zu nahezu menschenleeren Produktionsstätten? Eifrig bemühen sich Wirtschaft und Politik, solche Bedenken zu zerstreuen. So geschah es vor einem Monat auf der Computermesse Cebit in Hannover und so geschieht es nun angesichts der Hannover Messe, die am Sonntagabend eröffnet wurde. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschwichtigte in ihrer Ansprache zur Eröffnung der weltgrößten Indus-trieschau: »Apokalyptische Ideen, dass jetzt laufend Arbeitsplätze einfach verloren gehen«, würden sich in der Praxis nicht bewahrheiten. Vielmehr entstünden neue Arbeitsfelder, vor allem Tätigkeiten, die ein hohes Maß an Bildung, Erfahrung und spezielle Fähigkeiten erfordern. Das gelte nicht nur für die Software-Entwicklung. Bildung und Weiterbildung seien demzufolge wichtige Aufgaben auch für den Staat, hob die Regierungschefin hervor.

Beschwichtigend geht auch Messevorstand Jochen Köckler mit der Furcht vieler Arbeitnehmer vor Robotern und »künstlicher Intelligenz« als Jobkiller um. Produktionsstätten mit menschenleeren Hallen werde es nicht geben, sagt der Manager, und: »Der Roboter lernt vom Roboter, aber es ist der Mensch, der ihm sagt, welche Aufgaben zu erledigen sind.« Zudem werde sich der Roboter in der Arbeitsgeschwindigkeit dem Menschen anpassen und ihn so im Arbeitsablauf unterstützen. Auch machten die neuen Technologien die Tätigkeiten des Fabrikarbeiters abwechslungsreicher. Er sei zunehmend »Problemlöser, Entscheider und Innovator«, so der Messechef. Entscheidend sei, dass der Beschäftigte durch Qualifizierungsmaßnahmen auf die neuen Technologien vorbereitet wird.

Ob Merkels und Köcklers Worte die vielen um ihren Arbeitsplatz bangenden Menschen beruhigen, darf bezweifelt werden, beispielsweise angesichts einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit hat allein für Sachsen ermittelt: Rund 241 000 Beschäftigte sind in Berufen tätig, »die bereits heute potenziell durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzt werden können«.

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