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Dopingjäger beklagt sich vorm Sportausschuss

Sonderermittler Richard McLaren findet, dass IOC, WADA und Sportverbände in Sachen Russland halbherzig handeln

  • Lesedauer: 2 Min.

Doping-Jäger Richard McLaren ist enttäuscht: »Ich habe mich bisher nicht dazu geäußert, wie der internationale Sport reagieren sollte. Aber es frustriert mich immer mehr, was passiert«, sagte der Kanadier während seines mit Spannung erwarteten Auftritts vor dem Sportausschuss des Bundestages am Mittwoch.

McLaren hatte in seiner Untersuchung im vergangenen Jahr ein institutionelles Dopingsystem in Russland nachgewiesen, doch zehn Monate vor den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang ist der WADA-Sonderermittler angesichts der weiterhin ausbleibenden Konsequenzen mehr als ernüchtert. »Es müssen konkrete Schritte eingeleitet werden, um das Problem an der Wurzel zu packen«, sagte McLaren. »Nach meinem zweiten Bericht bin ich etwas entmutigt worden, weil IOC, WADA und der internationale Sport meiner Meinung nach halbherzig gehandelt haben«, sagte der Rechtsprofessor. »Ich frage mich manchmal, ob überhaupt Reformwille besteht.«

Das IOC hatte nach dem ersten McLaren-Bericht zwei Kommissionen eingesetzt, die derzeit die Hinweise auswerten. Wann diese Ermittlungen abgeschlossen werden, ist noch offen. Darüber hinaus hat das IOC unter anderem im Zusammenhang mit den Manipulationen in Sotschi 28 Ermittlungsverfahren gegen russische Sportler eingeleitet.

In der Stellungnahme für den Sportausschuss erklärte das IOC: »Derzeit kann aufgrund der notwendigen weiteren umfangreichen Untersuchungen kein Zeitpunkt für den Abschluss der Sanktionsverfahren des IOC verlässlich vorhergesagt werden.« Ziel sei es allerdings, so das IOC, »rechtzeitig« vor den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar 2018) zu Entscheidungen zu kommen.

IOC-Generaldirektor Christophe de Kepper (»Die Situation ist nicht rosarot«) rechnet unterdessen damit, dass es nach Abschluss der Ermittlungen weitere Sanktionen geben werde. »Ich kann keine Einschätzungen geben, welche Möglichkeiten es da geben wird, das wird vor allem von der Beweislast abhängen«, sagte de Kepper. »Es ist aber vorauszusehen, dass es im Rahmen der beiden Verfahren weitere Sanktionen geben wird.« SID/nd

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