Transformation

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 1 Min.

Irgendwo auf dem langen »dritten Weg« ins sozialistische Shangri-La ist das schöne naturwissenschaftliche Wort »Transformation« in die Sprache der politischen Linken eingemeindet worden. Es geht dabei um einen gesellschaftlichen Fortschritt jenseits von falscher Reform, die bekanntlich nie weit genug geht oder immer in die falsche Richtung, und undemokratischer Revolution, die zwar schön radikal klingt, aber bisher auch eine eher, nun ja: kritikwürdige Bilanz hat. Das ist das schöne an der Transformation - man kann sich mit dem Wort von allerlei linken Irrpfaden abgrenzen. Wer will schon mit der SPD verwechselt werden? Oder mit Lenin? Die Transformation geht selten auf Demos, weil der Name nicht für Transparente taugt. Sie kommt deshalb heutzutage vor allem auf Konferenzen vor, wo sie dann den Beinamen »sozial-ökologische« trägt. Dieser soll Zweifel daran zerstreuen, in welche Richtung die angepeilte Umformung der Gesellschaft genau gehen soll. Die ältere Stiefschwester der Transformation hat in den 1980er Jahren Politikwissenschaften studiert und betreibt seither die sogenannte Transformationsforschung - da geht es dann unter anderem um die Wende in der DDR und ihre Folgen. Damals glaubten einige, es gebe einen »dritten Weg« irgendwo jenseits von Staatssozialismus und Kohlkapitalismus. Eine Hoffnung, die von der Realität leider gründlich wegtransformiert wurde. tos

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