Asthmasprays, die langfristig die Bronchien erweitern, sollten nur noch bei mittelschwerem bis schwerem Asthma eingesetzt werden. Experten sprechen von den Stadien III bis IV. Das empfehlen Experten der Deutschen Atemwegsliga, nachdem es bei einer größeren Studie mit dem Medikament Serevent zu einer bedenklichen Zahl von Todesfällen gekommen war.
Asthma-Patienten wenden heute drei Arten von Sprays an. Die erste Sorte enthält Kortison, das langfristig die Entzündung der Atemwege lindert. Diese Sprays sind nicht umstritten, eine lebensverlängernde Wirkung gilt als bewiesen. Die zweite Sorte enthält ein Notfallmedikament, das kurzfristig die Atemwege erweitert und für den Einsatz im Asthmaanfall vorgesehen ist. Auch dieses Medikament ist nicht umstritten. Daneben gibt es seit einem Jahrzehnt aber noch ein drittes Spray. Es enthält Wirkstoffe wie Salmeterol, welche die Atemwege dauerhaft weiten. Diese Sprays werden - ähnlich wie das Kortisonspray - regelmäßig eingesetzt - also auch dann, wenn die Asthmatiker beschwerdefrei sind.
Serevent mit dem Wirkstoff Salmeterol wurde in Deutschland 1995 zugelassen. Von Anfang an gab es Sicherheitsbedenken. Deswegen verlangte die amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) vom Hersteller GlaxoSmithKline 1996, eine zusätzliche Studie durchzuführen, an der 60 000 Patienten teilnehmen sollten. Die Studie wurde 2003 nach Auswertung der ersten Daten von 25 000 Patienten vorzeitig abgebrochen. Der Grund: Unter den Patienten afroamerikanischer Herkunft war es zu deutlich mehr Todes- oder Beinahetodesfällen gekommen als in der Vergleichsgruppe. Auch bei den Patienten europäischer Herkunft war diese beiden Zahlen tendenziell erhöht, auch wenn der Zusammenhang statistisch gesehen nicht zweifelsfrei belegt war. Außerdem war das Risiko eines lebensbedrohlichen Zwischenfalls gering. Es lag bei unter ein Prozent.
Die Studie ist seither Gegenstand von Diskussionen. Die Deutsche Atemwegsliga kritisiert, dass viele Patienten nicht mit Kortison-Sprays behandelt wurden, wie dies heute üblich ist. In der Deutschen Medizinischen Wochenzeitschrift (DMW) hebt Professor Adrian Gillissen von der Robert-Koch-Klinik Leipzig hervor, dass salmeterol-haltige Sprays nur eingesetzt werden sollten, wenn die Erkrankung trotz Kortison-Spray weiter fortschreitet. Anders als US-Experten, die Salmeterol nur bei schwerstem Asthma (Stadium IV) empfehlen, hält die Atemwegsliga den Einsatz bereits bei mittelschwerem Asthma (Stadium III) für vertretbar. In diesem Stadium gebe es keine gesicherte Alternative zu diesem Wirkstoff, schreiben die Experten. Sie betonen: Das Salmeterol-Spray dürfe nur zusammen mit dem Kortison-Spray angewendet werden, niemals jedoch allein.
Nicht betroffen von der neuen Empfehlung sind die Akutmedikamente, also die Sprays, die Asthmapatienten im Notfall einsetzen. Diese dürfen die Patienten weiterhin in allen Stadien einsetzen, schreiben die Experten. Allerdings räumt Gillissen ein: Wenn die Patienten die Notfall-Sprays häufig benötigen, ist dies immer ein Hinweis, dass ihr Asthma schlecht kontrolliert ist. Dann sollten die Patienten mit ihrem Arzt über eine Erhöhung der Kortison-Dosis und eventuell über den Einsatz der langwirkenden Medikamente reden, fordert der Experte.
FZMedNews/ND
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