Mängel im System

Lena Tietgen über die Probleme der Schulen mit Pubertierenden

  • Lesedauer: 2 Min.

Ab dem 12. Lebensjahr verändern sich nicht nur Kinder, auch das Verhalten der Eltern und der Schule nimmt merkwürdige Formen an. Es häufen sich Klagen über schlechte Schulleistungen, renitente Jugendliche und Bildungsferne. Sowohl Eltern wie auch Schule reagieren auf die Pubertät der Teenager entweder mit hektischer Betriebsamkeit oder mit Ratlosigkeit.

Ein genauerer Blick offenbart systemische Mängel. Schaut man in Familien, sind es neben überholten Erziehungskonzepten harte Lebensbedingungen der Eltern, auf die die Pubertierenden reagieren. Schaut man in die Schulen, trifft man auf Baustellen, die von Jugendlichen viel Geduld verlangen. Gemeint sind nicht nur marode Gebäude. Beispiel Lehrerbildung: Zwar wurde in Hinblick auf Zweigliedrigkeit und Inklusion in diesem Bereich einiges verändert, dies aber unzureichend. Themen wie Sprachentwicklung oder »Sonderpädagogik Lernen« sollten für alle Lehramtstypen ein Pflicht- und kein Wahlfach sein; »Allgemeine Pädagogik« und »Pädagogische Psychologie« sollten verbindlich für alle Lehrämter das ganze Studium über mitlaufen. Verbindlich sollte auch die Schulung in heterokultureller Kompetenz werden. Nicht nur der Islam gehört zu Deutschland. Es gibt auch Menschen mit ausgeprägten und eventuell sehr orthodox-religiösen Ansichten aus dem Judentum, dem Hinduismus, Buddhismus oder anderen religiös tradierten Kulturen.

Zudem muss das klassische Klassen-Fachlehrersystem auf den Prüfstand. Schule braucht multiprofessionelle Teams, die netzwerkorientiert und binnendifferenziert arbeiten. Nicht zuletzt benötigen Pädagogen Empathie und die Bereitschaft, sich ständig fortzubilden.

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