Kurz will als ÖVP-Chef Koalition mit SPÖ schnell beenden

Österreichische Sozialdemokraten und Konservative wollen gemeinsam Neuwahlen für den Herbst beantragen

  • Lesedauer: 2 Min.

Wien. Die ÖVP hat Österreichs Außenminister Sebastian Kurz am Sonntag bei einer Vorstandssitzung einstimmig zum neuen Parteivorsitzenden bestimmt und sich für Neuwahlen ausgesprochen. Die ÖVP will die Neuwahlen nun zusammen mit der SPÖ beantragen.

Der 30-jährige Kurz will seine Neuwahl-Forderung dabei schnell durchsetzen: Der designierte Parteichef der konservativen ÖVP hat für Montag ein erstes Treffen mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen angekündigt, um über einen gemeinsamen Antrag für vorgezogene Neuwahlen zu sprechen. Kurz will die große Koalition mit der sozialdemokratischen SPÖ aufkündigen und strebt einen raschen Wahltermin nach dem Sommer an.

Bundeskanzler Kern, der erst seit einem Jahr im Amt, ist, rechnet nach eigenen Angaben fest mit Neuwahlen im Herbst. Nachdem Kurz sich für vorgezogene Parlamentswahlen ausgesprochen habe, sei »ganz klar, dass sie nicht mehr wollen«, sagte der SPÖ-Chef am Sonntagabend im Sender ORF mit Blick auf den Koalitionspartner ÖVP. Das sei »das Ende« der rot-schwarzen Koalition.

Die zwei Koalitionspartner hatten zuvor monatelang weitgehend vergeblich versucht, sich auf gemeinsame Reformen zu einigen, die die schwächelnde Wirtschaft des Landes ankurbeln sollen. SPÖ und ÖVP regieren seit 2007 in einer großen Koalition. Regulär stünde die nächste Wahl erst im Herbst 2018 an. Am Mittwoch hatte jedoch der bisherige ÖVP-Chef und Vize-Kanzler Reinhold Mitterlehner aus Protest gegen partei- und koalitionsinterne Grabenkämpfe seine Ämter niedergelegt.

In Umfragen liegt die ÖVP derzeit klar hinter den Sozialdemokraten und der Rechtsaußenpartei FPÖ. Kurz gilt jedoch als Hoffnungsträger seiner Partei und könnte das Blatt für die ÖVP wenden. Die Übernahme des Parteivorsitzes hatte der bei den Wählern beliebte Außenminister an neue Vollmachten geknüpft: Kurz will unter anderem seine Mannschaft und die Kandidatenliste für die Wahl selbst zusammenstellen.

Bei der Präsidentschaftswahl im vorigen Jahr hatten die österreichischen Wähler den beiden Koalitionsparteien ihr schlechtestes Ergebnis seit 1945 beschert und dafür gesorgt, dass ihre Kandidaten nicht in die Stichwahl kamen. Dies gelang dagegen dem FPÖ-Bewerber Norbert Hofer, der später gegen den ehemaligen Grünen-Chef Van der Bellen verlor. Es ist das erste Mal, dass der Bundespräsident nicht von einer der Volksparteien SPÖ und ÖVP gestellt wird. AFP/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal