Das alles deckende Tuch

Die NATO kann sich nicht vor dem Thema Türkei drücken, meint René Heilig

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

Bislang tat die NATO so, als ginge sie der Streit um die deutschen Luftwaffensoldaten in der Türkei nichts an. Und formal ist das so, denn der Einsatz der »Tornados« und des Tankers als Teil der Anti-IS-Streitmacht läuft nicht unter ihrem Befehl. Doch ganz so einfach ist das nicht. In der Türkei ist auch ein fliegender AWACS-Gefechtsstand stationiert - als direkter und sichtbarer Beitrag der NATO im Kampf gegen die Islamisten. Auch in dem sind deutsche Soldaten an Bord.

Klar, so kurz vor dem NATO-Gipfel möchte man lieber das Tuch der großen Einheit ausbreiten. Doch das würde die wachsenden Widersprüche nur überdecken. Die NATO versteht sich ja angeblich nicht nur als Addition von Armeen. Aber wo ist sie denn, die immer wieder beschworene Wertegemeinschaft? Ankara läuft nicht nur politisch Amok, es führt einen grausamen Bürgerkrieg und kappt systematisch demokratische und Menschenrechte. Wenn das kein Grund ist, mal grundsätzlich über die NATO-Mitgliedschaft an sich, die der Türkei - und noch wichtiger - die eigene nachzudenken?! Von den USA, die selber mit der Türkei im Clinch liegen, Beistand im Incirik-Streit zu erwarten, war naiv. Gabriel hat das bei seinem Besuch in Washington erlebt. Noch naiver ist nur die Kanzlerin, die glaubt, durch Leisetreterei ein störungsfreies NATO-Gipfelklima zu schaffen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.