Grüne Woche im Grünen

Die brandenburgische Agrarausstellung Brala lädt ab Donnerstag nach Paaren/Glien

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Von »einer der größten Ausstellungen Deutschlands« schwärmte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD), als er am Montag Vorzüge und Vielfalt der Brandenburgischen Landwirtschaftsausstellung (Brala) in Paaren/Glien pries. Er nannte die Veranstaltung vom 25. bis 28. Mai die »Grüne Woche im Grünen«. Es liegen »zwei schwierige Jahre« hinter den Landwirten, meinte der Minister. Wie sich herausstellte, liegen Schwierigkeiten auch noch vor ihnen.

Die Milchbauern bekommen inzwischen etwa 30 Prozent mehr Geld für ihr Produkt, was nicht die Welt sei, aber doch immerhin ein Fortschritt, sagte der Minister. Er bedauerte, dass keineswegs alle einschlägigen Betriebe in Brandenburg die mehrjährige Absatzkrise überstanden und leider auch »mittlere Unternehmen« aufgegeben haben. Aber der Milchpreis »entsteht nun einmal weltweit«, bedauerte er. Etwas besser sehe es neuerdings für die Fleischproduzenten aus. Hier erwähnte Vogelsänger die Geflügelbetriebe. Aber auch hier seien mehrere Betriebe in der Niedrigpreisphase »vom Markt gegangen«, und erfahrungsgemäß würden sie nicht zurückkehren. Ausgestanden seien die Auseinandersetzungen aber noch nicht. Vogelsänger begrüßte die Berufung eines brandenburgischen Beauftragten für das Tierwohl, wies aber darauf hin, dass Regelverletzungen in den Ställen der Bauern eher die Ausnahme seien. Auch Halter von Haustieren übernehmen eine hohe Verantwortung, wenn sie sich ein Tier anschaffen, erinnerte der Agrarminister.

Schärfer reagierte der stellvertretende Landesbauernpräsident Heiko Terno. Wenn sich die Bedingungen für die märkischen Bauern weiter verschlechtern, die ohnehin schon die höchsten Standards der Tierhaltung erfüllen müssen, dann drohe die Abwanderung der gesamten Branche in Regionen, wo es diese Anforderungen nicht gebe. Alles hänge davon ab, dass der Preis für die neue Standards auch an den Kunden weitergegeben werden könne. Eindringlich gab er zu bedenken: »Brandenburg braucht seine Bauern.«

Die Frühjahrsfröste haben Obst- und Gemüsebauern schwer zugesetzt, fuhr der Minister fort. Seitens der Verbände sei ein Verlust von zehn Millionen Euro errechnet worden. Nun müsse man sehen, wie Ausgleichs- oder Entschädigungszahlungen berechnet und verteilt werden könnten.

Neue und alten Landtechnik und rund 1000 Tiere werden auf der Brala zu sehen sein, auch »hohe Tiere« haben sich angesagt, darunter Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Diesmal werden auch polnische Gäste erwartet und die Einladung zur Brandenburgischen Landpartie zwei Wochen später werde diesmal auch in polnischer Sprache gedruckt. Auf die Besucher der Brala mit 700 Ausstellern warten das »Schlemmerdorf« und jede Menge Unterhaltung für die ganze Familie. Kinder können dort erleben, dass die Milch warm aus dem Euter kommt und nicht kalt aus dem Kühlschrank. Geschäftsführerin Ute Lagodka ist auf rund 40 000 Besucher des Ausstellungsgeländes gefasst. Ausdrücklich erging seitens Vogelsängers die Einladung an die Teilnehmer des parallel dazu in Berlin und Potsdam stattfindenden Kirchentags zu einem »Abstecher nach Paaren/Glien«.

Positives ließ sich von der Ausbildung vermelden. Während es 2011 nur noch 95 Jugendliche gab, die in Brandenburg den Beruf des Landwirtes erlernten, waren es 2015 wieder 145. Alle grünen Berufe zusammen gab es sogar 2016 wieder 412 Lehrlinge.

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