Am Anfang des Weges

Snookerspieler Lukas Kleckers versucht, sich auf der Profitour zu beweisen. Er will ins WM-Hauptfeld vordringen, doch das nötige hochklassige Training kostet viel Geld

  • Christopher Köster, Riga
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Traum von Sheffield beginnt in der Hauptstadt von Lettland. Dort wird der 21-jährige Snookerspieler Lukas Kleckers ab Freitag beim Riga Masters antreten, als erster Deutscher auf der Main Tour seit mehr als drei Jahren. Ein Zwischenziel hat der Essener damit erreicht - seine große Sehnsucht ist aber die Industriestadt in Yorkshire, Schauplatz der Weltmeisterschaft. »Dort zu spielen, das wäre eine Sensation«, sagte Kleckers. Zweimal hatte er eine Wildcard für die WM-Qualifikation bekommen, zweimal schaffte er es dann aber nicht ins Hauptfeld. Am Ende dieser Saison Jahr darf er es dank seines Profistatus erneut versuchen.

Um aber ernsthaft an Sheffield denken zu können, muss sich Kleckers im Tagesgeschäft der Snookerprofis beweisen. Die Qualifikation für Riga überstand er kampflos, sein Gegner trat nicht an. In seinem ersten Hauptrundenspiel auf der Main Tour wird Kleckers aller Voraussicht nach auf Titelverteidiger Neil Robertson aus Australien treffen, Weltmeister von 2010. Eine härtere Prüfung kann es für einen Nobody kaum geben.

»Natürlich kann ich es kaum erwarten. Es ist schon was anderes, nun als Profi dabei zu sein«, sagte Kleckers weiter. Sein erstes Duell mit dem Weltranglistensiebten empfindet er als »kostbar«, Druck hat er keinen, er will sich »überraschen lassen«.

Kleckers’ Weg begann wie der vieler anderer deutscher Nachwuchskräfte im Snooker vor dem Fernseher. Im heimischen Wohnzimmer schwärmte er von Superstar Ronnie O’Sullivan, stahl sich gedanklich selbst ins legendäre Crucible Theatre von Sheffield.

Mit zehn Jahren stellte sich Kleckers dann tatsächlich an den für seine damalige Größe riesigen Tisch. Er hatte großes Talent und stieß daher hierzulande schnell an Grenzen. Die besten Trainer arbeiten im Ausland, weshalb er tatsächlich erstmals nach Sheffield ging. In der Snooker Academy holt er sich bis heute immer mal wieder unter Profibedingungen den Feinschliff, muss dafür allerdings tief in die Tasche greifen: Gut 2000 Euro kostet ein Monat mit Training, Unterkunft und Verpflegung.

Daher kam Kleckers auf eine ungewöhnliche Idee: Per Crowdfunding sammelte er in den vergangenen zwei Jahren von mittlerweile 126 Unterstützern mehr als 9300 Euro ein. »Der Profistatus heißt, dass ich bei allen Turnieren mitspielen darf«, sagt er. Es heißt aber nicht, dass er damit auch Geld verdient. Zum Vergleich: Der bislang letzte deutsche Profi Patrick Einsle erspielte in drei Jahren auf der Main Tour insgesamt 6609 Pfund Preisgeld - umgerechnet 7500 Euro.

Zwei Spielzeiten stehen Kleckers auf der Main Tour nun mindestens bevor. In dieser Zeit muss er die Top 64 erreichen, um sich weiter mit den Allerbesten der Szene messen zu dürfen. »Ansonsten verschwende ich keine Gedanken an Ergebnisse«, sagt er und kommt ungefragt auf seine Schwächen zu sprechen: »Mein Problem ist die Konstanz. Jeder Spieler kann eine 100er-Serie schießen, aber das musst du auch ständig abrufen können. Daran muss ich arbeiten.«

Das tut Kleckers in Oberhausen, ganz allein in einem separaten Raum mit privatem Trainingstisch. Weiter könnte dieser schmucklose Ort vom Glanz des Crucible Theatres kaum entfernt sein. Doch Kleckers steht ja erst ganz am Anfang des Weges zur WM - und ist jetzt zumindest bei den großen Jungs dabei. SID/nd

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