Berliner »Fußball-Woche«: Das Ende einer Legende

Nach mehr als 100 Jahren wird die »Fuwo« nicht mehr erscheinen

  • Alexander Ludewig
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Lektüre der »Fuwo« wird vielen fehlen.
Die Lektüre der »Fuwo« wird vielen fehlen.

Jahrzehntelang war der Montag für viele Amateur- und Freizeitfußballer ein besonderer Tag: Er begann oft mit dem Blick in die »Fußball-Woche« – manchmal sogar »heimlich unter der Schulbank«, wie Herausgeber Horst Bläsig in der letzten Ausgabe am vergangenen Montag schrieb. Der »Fuwo«, wie das Fachblatt des Berliner Fußballs von allen genannt wurde, ließ eine »toxische Mischung aus Einnahmerückgängen, Kostensteigerungen und fehlenden Investitionsmitteln keine andere Wahl«.

Ost und West

1923 gegründet, überlebte die Zeitung einen Weltkrieg und den Kalten Krieg. Während der deutschen Teilung gab es sie sogar doppelt, in der DDR wurde »Die neue Fußballwoche« sogar zum führenden Fachorgan und ehrte zwischen 1963 und 1991 den Fußballer des Jahres. 70 Jahre nach der Gründung führte die politische Wende dann auch bei der »Fuwo« zur Wiedervereinigung. Als »fachlich und menschlich eine Bereicherung« beschreibt Bläsig die Verstärkung aus den neuen Bundesländern. »Das war nicht Ost oder West, das war unser Berlin, ein Stück Heimat.«

Gut informiert, von der Bundesliga bis zur Kreisliga – auch der nicht im Verband organisierte Freizeitfußball fand in der »Fuwo« seinen Platz. Was wurde über das Spiel meiner Mannschaft geschrieben? Steht vielleicht mein Name in der Zeitung? Wo ist mein ehemaliger Verein in der Tabelle platziert? Manche dieser Fragen bleiben künftig ohne Antworten, andere wird man sich mühsam zusammensuchen müssen. Spielberichte, Ergebnisse, Tabellen, Statistiken und auch mal Hintergründiges – den gesamten Berliner Fußball auf einen Blick, den gibt es nicht mehr.

Traurige Montage

Wie überzeugend das Angebot der »Fuwo« war, zeigte sich daran, dass sie sich als eine Zeitung der Zahlen auch lange im Internetzeitalter behaupten konnte. Letztlich scheiterte sie dann aber auch an der Digitalisierung. »Unsere Angebote im digitalen Bereich verursachten am Ende nur zusätzliche Kosten«, beschreibt Bläsig den gescheiterten Übergang. Die abschließenden Worte vom langjährigen Chefredakteur und letzten Herausgeber gelten für viele der 200 000 aktiven Fußballer sowie Trainer und Ehrenamtliche in den Berliner Vereinen: »Ein Montag ohne Fuwo – das ist noch nicht so recht vorstellbar.«

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