Einbruch ins Unterhaus
Britische Parlamentarier Ziel einer Cyberattacke
London. Es habe einen »anhaltenden und entschlossenen« Hacker-Angriff auf alle Nutzerkonten gegeben, informierte die britische Parlamentsverwaltung die Abgeordneten in einer E-Mail, welche die Zeitung »Daily Telegraph« am Wochenende veröffentlichte. Eine Parlamentssprecherin sagte, es seien umgehend Gegenmaßnahmen eingeleitet worden.
In der E-Mail an die Abgeordneten hieß es, am Samstagmorgen seien »ungewöhnliche Aktivitäten entdeckt worden und Hinweise auf eine versuchte Cyberattacke auf unser Computernetzwerk«. Nähere Untersuchungen hätten bestätigt, »dass Hacker einen anhaltenden und entschlossenen Angriff auf alle Nutzerkonten des Parlaments vornahmen«, hieß es. Die Verwaltung arbeite eng mit dem Nationalen Zentrum für Cybersicherheit zusammen und habe Schritte eingeleitet, um die Angriffe abzuwehren.
Zuvor hatte eine Unterhaus-Sprecherin den Hackerangriff bestätigt. Es habe unerlaubte Versuche gegeben, Zugang zu Nutzerkonten von Abgeordneten und Mitarbeitern des Unterhauses zu bekommen. Das Parlament habe den externen Zugang zum Parlaments-Netzwerk gesperrt. Abgeordnete hatten damit außerhalb des Parlaments keinen Zugriff mehr auf ihre E-Mail-Konten.
Medien, darunter die »Times«, hatten zuvor berichtet, Hacker hätten Passwörter von Abgeordneten im Internet zum Verkauf angeboten. Die Behörde für Kriminalitätsbekämpfung erklärte, sie habe Kenntnis von einer möglichen Cyberattacke auf das Parlament. Der Minister für internationalen Handel, Liam Fox, sagte der BBC, es sei bekannt, dass Hacker britische Behörden attackierten. »Also ist es keineswegs überraschend, dass es einen Versuch gegeben hat, Parlaments-E-Mails zu hacken.« Der Cyberangriff sei eine »Warnung an alle, dass wir mehr Sicherheit und bessere Passwörter brauchen«.
Vergangenen Monat hatte es einen groß angelegten internationalen Hackerangriff gegeben, der insbesondere auch das britische Gesundheitswesen traf. Mehrere Krankenhäuser in Großbritannien mussten ihren Betrieb vorübergehend einstellen. In Deutschland war die Bahn betroffen, in Spanien der Konzern Telefónica, in Russland das Innenministerium. Betroffen waren Hunderttausende Computer in 150 Ländern. Die Angreifer hatten die Schadsoftware »WannaCry« genutzt, um Computerdaten zu verschlüsseln. Sie verlangten ein Lösegeld, um die Daten wieder freizugeben. Auf dem Bildschirm infizierter Rechner erschien die Aufforderung, innert drei Tagen 300 Dollar in Bitcoin zu überweisen. Andernfalls würden die verschlüsselten Daten gelöscht. Die Behörden warnten davor, den Geldforderungen nachzukommen. AFP/nd
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