Probleme mit hohen Mieten

Deutsches Studentenwerk legt 21. Sozialerhebung vor

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 3 Min.

Studentinnen und Studenten in Deutschland verfügen aktuell im Schnitt über mehr Geld als noch vor einigen Jahren, geraten aber vor allem durch steigende Mieten unter Druck. Das ist eines der Ergebnisse der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Für Johanna Wanka war bei der Vorstellung der Studie jedoch vor allem eines wichtig: Studierende wünschen sich mehr Praxisbezug im Studium und Studiengänge, die flexibler auf persönliche Wünsche eingingen - zum Beispiel für Studierende mit Kindern oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen. In der offiziellen Erklärung der Bundesbildungsministerin (CDU) zur Sozialerhebung ist von der staatlichen Studienförderung, dem Bafög, dagegen nicht die Rede. Das ist konsequent, denn die Bundesregierung behandelt seit zwölf Jahren das Bafög als bildungspolitisches Stiefkind. So wurde die Anhebung der Fördersätze und der Freibeträge jahrelang hinausgezögert. Im Ergebnis hieß dies, dass immer weniger Studentinnen und Studenten überhaupt in den Genuss der staatlichen Studienförderung kamen und die Förderbeträge nicht mehr mit den steigenden Lebenshaltungskosten und Mieten Schritt halten konnten.

Das spiegelt sich auch in der aktuellen Sozialerhebung des DSW wider. Demnach verfügten im vergangenen Jahr Studierende monatlich über 918 Euro im Monat. 2012, bei der 20. Auflage der Studie, lag der Durchschnitt bei 842 Euro. Verantwortlich dafür ist jedoch keinesfalls ein höherer staatlicher Anteil bei der Studienfinanzierung. Zwar mussten 2016 prozentual weniger Studierende mit geringen Einnahmen unter 700 Euro auskommen (ihr Anteil sank gegenüber 2012 von 33 auf 28 Prozent) und immer mehr verfügen über ein Einkommen von mehr als 1000 Euro im Monat, doch diese Entwicklung geht im Wesentlichen auf die höheren Zuwendungen durch Eltern und eine höhere studentische Nebenerwerbstätigkeit zurück. 2012 erhielt der durchschnittliche Studierende von seinen Eltern 481 Euro im Monat in Form barer Zuwendung oder als indirekte Geldleistung (zum Beispiel Mietzahlung), 2016 waren es 541 Euro. 2012 waren 62 Prozent neben dem Studium erwerbstätig, 2016 rund 68 Prozent.

Die hohen Mietkosten fressen zudem einen Großteil der Einkommenserhöhung auf. In vielen Hochschulstädten werde es für Studierende immer schwieriger, preisgünstigen Wohnraum zu finden, skizzierte DSW-Präsident Dieter Timmermann die Situation. Fast 40 Prozent der Studierenden sozial niederer Herkunft hätten am Ende des Monats kein Geld mehr übrig. Aussagen über die Auswirkungen des 25. BaföG-Änderungsgesetzes ermöglichten die Ergebnisse der Sozialerhebung nicht, betonte das DSW. Denn die Befragung sei im Sommersemester 2016 erfolgt, die Bafög-Reform mit höheren Freibeträgen und Bedarfssätzen seien jedoch erst zum Wintersemester 2016/17 wirksam geworden.

Die Sozialerhebung ist eine Langzeituntersuchung, die bereits seit 1951 Auskunft über die soziale und wirtschaftliche Lage der Studierenden in Deutschland gibt. Im Sommersemester 2016 war die Beteiligung an der erstmals online organisierten Befragung nach DSW-Angaben so hoch wie noch nie. In die Studie flossen die Daten von mehr als 60 000 Studierenden von 248 der bundesweit 478 Hochschulen ein. An der letzten Befragung 2012 hatten rund 16 000 Studierende teilgenommen. Insgesamt sind derzeit an den deutschen Hochschulen und Universitäten knapp 2,8 Millionen Menschen eingeschrieben.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal