KLASSE

Lexikon der Bewegungssprache

  • Lesedauer: 2 Min.

Um den Begriff der Klasse wird seit einiger Zeit in der radikalen Linken wieder heftig gerungen. Die Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt wurde von der Neuen Linken schon infolge von 1968 zu Grabe getragen. Kämpfe gegen Rassismus und für Feminismus sowie für die Rechte von Minderheiten wurden grundlegend für linke Politikdiskurse. Mit dem Übergang zum postfordistischen Arbeitsregime schien vielen dann ein Fokus auf die Arbeiterklasse, wie ihn Marx und andere Theoretiker des 19. Jahrhunderts in den Mittelpunkt gestellt hatten, komplett überholt. Stattdessen wurde vor allem auch in der Anti-Globalisierungsbewegung viel von der Multitude (Antonio Negri) gesprochen, die ein offenes, netzwerkartiges Geflecht unterschiedliche Individuen als handlungsfähiges politisches und potenziell revolutionäres Subjekt ausmachte. Ob diese Abkehr von der Arbeiterklasse schlau war, wird aktuell heftig diskutiert. Denn schließlich gibt es auch noch im globalisierten neoliberalen Kapitalismus eine working class, und die malocht bei Weitem nicht nur in den Sweat-Shops des globalen Südens, sondern auch mit Minimallohn auf den Feldern der hiesigen Biobauern oder verdingt sich als working poor im ständig wachsenden Dienstleistungsbereich unserer Metropolen. Im Zuge der Diskussionen um den erstarkenden Rechtspopulismus wurde vermehrt darüber gestritten, ob sich die Linke allgemein und auch die akademisch geprägte Bewegungslinke zu leichtfertig von der Arbeiterklasse verabschiedet haben. Diese Strategiediskussion dürfte die radikale und die außerparlamentarische Linke noch eine ganze Zeit beschäftigen. schmi

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