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Zecken haben Hochsaison

Schutzmaßnahmen reichen von langer, heller, geschlossener Kleidung und Sprays bis zur sorgfältigen Kontrolle nach Ausflügen

  • Karoline Kallweit
  • Lesedauer: 4 Min.

Sie sind nur wenige Millimeter klein und können doch für den Menschen zu einer großen Gefahr werden: Zecken. Gerade erreicht ihre Saison den Höhepunkt. Vielerorts wird davon abgeraten, ohne ausreichenden Schutz ins Grüne zu gehen. Aber gibt es so etwas wie eine Zeckensaison überhaupt? Und welcher Schutz ist ausreichend?

Vor wenigen Wochen entdeckten deutsche Wissenschaftler in einem Stück Bernstein aus Myanmar eine 100 Millionen Jahre alte Zecke. Das Tier aus der Kreidezeit beweist, dass Zecken - evolutionär betrachtet - wahre Überlebenskünstler sind. Nur Kälte haben sie nicht so gern. So fühlen sich Zecken im Frühjahr und im Sommer besonders wohl. Sie werden bereits ab Temperaturen von sieben Grad aktiv - was also nicht ausschließt, dass man auch im Herbst und im Winter auf sie trifft. In diesen Jahreszeiten ist das Risiko, gebissen zu werden, jedoch geringer, weil man selten mit kurzen Hosen und T-Shirts unterwegs ist.

Anders als häufig vermutet, seilen sich Zecken nicht von Bäumen ab. Man muss sich auch nicht unbedingt in einem Wald aufhalten, um gebissen zu werden. Denn die auch als Holzböcke bezeichneten Tiere lauern bevorzugt auf Grashalmen und Sträuchern. Obwohl sie meist ungefährlich sind, gelten sie als Krankheitsüberträger. Schätzungsweise fünf bis 35 Prozent aller Zecken tragen den Borrelioseerreger. Einer von 100 Zeckenbissen führt zur Erkrankung.

Borreliose zeigt sich in etwa der Hälfte der Fälle durch einen roten Ring an der Bissstelle, der manchmal erst Tage oder gar Wochen nach dem Biss auftritt, wächst und wandert. Wird die Infektion rechtzeitig entdeckt, kann sie mit Antibiotika behandelt werden. Breiten sich die Bakterien ungehindert aus, drohen Gelenkbeschwerden, Lähmungen sowie Entzündungen im Gehirn.

Neben dem Borrelioseerreger sind einige Zecken auch Wirt des FSME-Virus. FSME steht für die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Eine solche Infektion geht mit Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen einher. Schreitet sie fort, können Entzündungen in Gehirn und den Hirnhäuten entstehen. Die Folge sind extreme Müdigkeit, Zittern sowie Gleichgewichts- und Bewusstseinsstörungen. Gegen FSME gibt es keine Medikamente, jedoch kann eine Impfung den Ausbruch verhindern. Diese sind besonders in den Risikogebieten im südlichen Deutschland angeraten.

Zusätzlich zur Zeckenschutzimpfung sollte man bei sommerlichen Ausflügen weitere Maßnahmen ergreifen. Es empfiehlt sich, lange, helle und geschlossene Kleidung zu tragen - dazu helle Schuhe. Und die Socken über die Hosenbeine ziehen! Das sieht zwar nicht besonders modisch aus, hält aber Zecken davon ab, auf die Haut zu gelangen. Auf hellem Stoff sind die braunen Spinnentiere außerdem besonders gut zu sehen. Zecken abweisende Sprays können das Risiko weiter verringern.

Auf jeden Fall sollte man nach jedem Ausflug ins Grüne seinen Körper nach Zecken absuchen - vor allem Kniekehlen, Armbeugen, Kopfhaut und Achselhöhlen. An diesen Stellen nisten sich Zecken besonders gerne ein. Findet man tatsächlich eines der Krabbeltiere, ist es ratsam, es umgehend zu entfernen. Denn je länger die Zecke sich festbeißt, desto größer die Chance, dass Krankheitserreger übertragen werden. Das Tier sollte ohne Quetschen und Drehbewegungen herausgezogen werden. Wenn es vorher mit Vereisungsspray betäubt wird, lässt es sich leichter entfernen.

Obwohl man notfalls auch die Fingernägel als Werkzeug nutzen kann, nimmt man zum Entfernen einer Zecke am besten eine Pinzette mit schmaler, gebogener Spitze. Diese setzt man möglichst flach auf der Haut auf und greift das Tier neben den Mundwerkzeugen. Dann ist Gefühl gefragt, um den Holzbock durch vorsichtiges Rütteln aus der Haut zu lösen. Anschließend sollte man die Bissstelle desinfizieren und prüfen, ob womöglich Teile der Zecke stecken geblieben sind. Für gewöhnlich lösen sie sich wie Holzsplitter mit der Zeit selbst aus der Haut. Wenn jedoch Entzündungen auftreten, ist ein Arzt zu konsultieren.

Die Bissstelle muss einige Zeit lang beobachtet werden. Rötungen, Fieber oder grippeähnliche Beschwerden treten manchmal erst Monate später auf. Deshalb ist es wichtig, dem Mediziner selbst von länger zurückliegenden Zeckenbissen zu berichten - damit schnell eine richtige Diagnose gestellt werden kann.

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