Glücklich auf ungewohnter Position

Lena Goeßling macht nach langer Leidenszeit beim 2:0 gegen Russland ihr erstes Fußballspiel bei der EM

  • Michael Brehme und Ulli Brünger, Utrecht
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach ihrem gelungenen Comeback bei der Europameisterschaft in den Niederlanden gab die mehr als acht Monate verletzte Lena Goeßling sofort die Richtung für das Viertelfinale vor. Angesichts der aktuellen Offensivkrise der deutschen Fußballerinnen brauche es in der K.o.-Phase den »letzten Willen, das Tor erzwingen zu wollen«, sagte die erfahrene Defensivspielerin am Mittwoch im Teamquartier in Sint-Michielsgestel. Am Sonnabend trifft die DFB-Auswahl im Rotterdamer Sparta-Stadion auf die dänischen Fußballerinnen.

Tags zuvor hatte die 31-Jährige beim 2:0 gegen Russland im abschließenden Spiel in der Gruppe B nach einer langen Leidenszeit ein starkes Comeback gefeiert - und sich nachhaltig für einen Stammplatz empfohlen. Im zweiten Gruppenspiel hatten die Schwedinnen zwar mit 2:3 gegen die Italienerinnen verloren, sich aber trotzdem als Zweitplatzierte für das Viertelfinale qualifiziert. Dort treffen sie allerdings auf die starken Niederländerinnen, die ihre Gruppe mit drei Siegen souverän vor Dänemark gewonnen hatten.

Vor der EM hatte Lena Goeßling ihr letztes Pflichtspiel mit dem VfL Wolfsburg Anfang November bestritten, ein Knochenödem im Fuß plagte sie seit Februar 2016. Ihre Nominierung für diese Europameisterschaft stand angesichts fehlender Spielpraxis auf der Kippe, doch Bundestrainern Steffi Jones wollte auf die zweimalige Champions-League-Siegerin nicht verzichten. Im dritten und entscheidenden Vorrundenspiel gab sie Goeßling dann die erhoffte Einsatzchance - und die wusste im Utrechter Rat Verlegh Stadion auf ungewohnter Position in der Innenverteidigung neben Babett Peter sofort zu überzeugen.

»Ich habe mich total gefreut, endlich wieder auf dem Platz zu stehen. Ich denke, dass ich es ordentlich gemacht habe«, urteilte die etatmäßige defensive Mittelfeldspielerin. »Mit Lena hat das sehr gut funktioniert«, lobte Peter ihre Wolfsburger Teamkollegin. Auch Jones, die bei der Europameisterschaft nach nur drei Partien inzwischen schon all ihre 20 Feldspielerinnen eingesetzt hat, zeigte sich zufrieden mit der Leistung Goeßlings: »Das hat sie richtig gut gemacht!«

Gut möglich, dass sich die für die schwächelnde Josephine Henning ins Team gerückte Goeßling nach der überzeugenden Vorstellung auch einen Startelfplatz für die Runde der letzten Acht erkämpft hat. Bundestrainerin Jones deutete zumindest an, dass die bisher groß angelegte Startelf-Wechselei in der Finalrunde ein Ende haben werde.

Gegen eine überforderte russische Mannschaft zeigte sich die deutsche Defensive mit der neu formierten Innenverteidigung stabil, vorne allerdings hakt es weiterhin. Goeßlings Teamkolleginnen vergaben erneut reihenweise gute Chancen. Bei der EM hat das deutsche Team überhaupt erst vier Tore erzielt, drei davon resultierten aus Strafstößen. Die Ausbeute aus dem Spiel heraus müsse angesichts qualitativ hochwertigerer Kontrahenten in der K.o.-Phase besser werden, befand die Olympiasiegerin. »Jetzt kommt’s ja erst so richtig drauf an. Auf jeden Fall haben wir das Pulver noch nicht verschossen«, sah Goeßling das Positive. dpa/nd

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