Nicht zu viele Schmerzen
Simon Poelchau glaubt nicht an einen Sinneswandel des Verkehrsministers
Das war eine Überraschung, als Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt einen Zulassungsstopp und Rückruf für den Porsche Cayenne 3.0 TDI anordnete. Was? Dobrindt geht gegen Autohersteller vor? Was passiert als nächstes? Weitet US-Präsident Donald Trump Obamacare aus?
Es fällt schwer zu glauben, dass hinter der Aktion ein wirklicher Sinneswandel des CSU-Politikers steckt. Zu sehr stellte er sich immer wieder schützend vor die Automobilindustrie, als von überall her harte Konsequenzen wegen des Abgasskandals gefordert wurden. Der Verdacht drängt sich daher auf, dass Dobrindt nun handelte, weil er gar nicht anders konnte. Schließlich wurden spätestens seit den Autokartell-Vorwürfen Rücktrittsforderungen gegen den Minister laut. Und dann schreibt auch noch die zweitgrößte Zeitung des Landes, die ausgerechnet in der Hauptstadt jenes Bundeslandes erscheint, aus der der Minister kommt, dass er wohl gar nicht mehr richtig sein Amt ausübe. Und schwuppdiwupp macht Dobrindt eine Pressekonferenz. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Zu viele Schmerzen will Dobrindt der Industrie nämlich nicht zufügen. Gerade mal 22 000 Porsches sind von der Rückrufaktion betroffen. Zum Vergleich: Der VW-Konzern, zu dem der Nobelkarossenbauer Porsche gehört, kommt insgesamt auf vier Millionen Rückrufe.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.