Absage an die Retter der Fachhochschule

Die Potsdamer Stadtverwaltung hat das Kaufangebot einer Bürgerinitiative für das DDR-Gebäude abgelehnt

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie ist ein Schandfleck inmitten der wiedererstandenen Barock-Kulissen des historischen Zentrums von Potsdam: Am Gebäude der Fachhochschule am Alten Markt, ein DDR-Bau aus den 1970er Jahren, blättert die ausgeblichene Farbe von den Betonwänden. Seit einer unter viel öffentlicher Anteilnahme Mitte Juli erfolgten Besetzungsaktion von Studenten sichert ein Metallgitterzaun das Areal.

Am Dienstag hat die Stadtverwaltung im Streit um die Gestaltung der Potsdamer Innenstadt, für deren Umsetzung sie den Abriss der Fachhochschule beschlossen hat, einen weiteren Pflock eingeschlagen. Die Landeshauptstadt hat das Angebot des Bürgerbündnisses »Stadtmitte für Alle«, mit dem sie im Clinch liegt, abgelehnt, das umstrittene Gebäude zu kaufen. Das Bündnis wollte damit den Abriss verhindern.

»Der Sanierungsträger Potsdam hat das Kaufangebot im Auftrag der Landeshauptstadt bewertet und mitgeteilt, dass das Angebot der Initiative zu spät eingegangen und wirtschaftlich nicht belastbar ist«, heißt es in einer von der Stadtverwaltung herausgegebenen Mitteilung. »Die Landeshauptstadt hält daher am laufenden Verfahren fest.«

Das Bündnis »Stadtmitte für Alle«, in dem rund 30 Initiativen und Vereine mitarbeiten, hatte der Stadt angeboten, Gebäude und Grundstück für sechs Millionen Euro zu kaufen.

»Es gibt keinerlei Veranlassung, von den bisherigen Plänen zur Gestaltung der Potsdamer Mitte abzurücken«, erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Die Beschlüsse der Stadtverordneten zum Abriss des Fachhochschulgebäudes und zur Bebauung nach dem Leitbautenkonzept seien mit großer Mehrheit gefasst worden. Die Initiative wolle etwas kaufen, »das gar nicht zum Verkauf steht«.

Auf dem 25 000 Quadratmeter großen Areal mit der Fachhochschule sollen bis zu 40 Häuser neu entstehen, mit 15 Prozent mitpreisgebundenen Wohnungen. Über den Verkauf entschieden nicht der Preis, sondern Bebauungs- und Nutzungskonzepte, hieß es. »Mit dem endgültigen Umzug der Fachhochschule in moderne Gebäude am Standort Pappelallee steht das unsanierte Haus leer und wird zugunsten der Quartiersentwicklung weichen.«

Aus Sicht des Bündnisses ist es noch nicht zu spät, das Vergabeverfahren abzubrechen. Sprecher André Tomczak betonte, man werbe weiter öffentlich dafür, aus der Fachhochschule ein »Haus der Stadtgesellschaft« zu entwickeln. Für die Sanierung wurden 16 Millionen Euro veranschlagt. mit dpa

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